Liebe FreundInnen,heute von mir nur kurz - zwei
ganz unterschiedliche Mails liegen mir vor, in beiden handelt es
sich um das Balata Flüchtlingslager Es ist nun 3 Jahre her, dass ich
ein paar kurze Wochen dort verbracht habe, aber ich sehe die
armselige, enge 'Hauptstraße' - leer in der Mittagssonne, oder
morgens und nachmittags gefüllt mit lachenden, "What's your name?"
rufenden Kindern gefüllt - noch lebhaft vor mir.
Die erste Mail beschreibt, mit Entschuldigungen für das lange
Schweigen, dass durch einige Abschiebungen im vergangenen Jahr, die
eine Neuorganisation nötig machte, verursacht wurde, die überaus
erfolgreiche Tour einer Gruppe von Kindern aus Balata durch
Großbritannien. Sie führten mehrmals ein Tanztheaterstück auf,
überall vor überfüllten Häusern in Theatern, Schulen, Kirchen,
Jugendzentren und auch "Squatted social centres" (also bei
Hausbesetzern) mit großem Erfolg aufgenommen, hatten aber auch
Gelegenheit - die Kinder waren seit vielen Jahren nicht raus aus dem
Lager oder Nablus gekommen - die Freiheit auf vielfältige Weise zu
genießen: am Strand, in Umzügen, Schlittschuhlaufen,
Schnellbootfahren, Kegeln, im Freizeitpark und auf
Doppeldeckerbüssen.
Auch haben sie viele Menschen getroffen, denen sie von ihrer
Situation erzählen konnten. Besondere Sympathie ernteten sie bei
Jugendlichen in Nordirland, die auch den Straßenkampf kannten und
eine Fotoausstellung über ihr Leben zeigten. Gemeinsam malten sie
ein großes Wandgemälde, um ihrem Kampf Ausdruck zu geben.
Balatacamp.net versucht, im nächsten Sommer die Gruppe wieder nach
Großbritannien zu bringen, um die Verbindung zu vertiefen.
Die zweite, ganz andere Mail von der ISM, beschreibt die gestrige
Invasion des Balata Camps durch die israelische Armee, bei der zwei
Jugendliche erschossen wurden. Das Haus eines Al Aqsaführer wurde
gesprengt und der Garten aufgewühlt, während er festgenommen wurde.
Das Militär hat die UNRWA Mädchenschule als Basis gegriffen und 20
Häusern zu Militärposten deklariert, in denen die Familien in einem
Raum zusammen eingeschlossen wurden. Mehr als 30 Menschen wurden
verletzt, mehrere davon längere Zeit festgehalten bevor sie
medizinisch versorgt werden konnten.
Weitere Berichte von der ISM beziehen sich auf die heute und
morgen stattfindende Friedenskonferenz in Bilin. Ich hatte gehofft,
dass mein Sohn, der zur Zeit in Ramallah ist, auch daran würde
teilnehmen können, er wurde aber leider dienstlich verhindert durch
ein Konzert, in dem 2 seiner Klavierschülerinnen auftreten. Die
Tagung wird mit einer Übersicht über die Widerstandsbemühungen in
verschiedenen Teilen Palästinas sowie außerhalb beginnen. Workshops
über die einzelnen Regionen und Orte setzen die Arbeit fort.
Nachmittags wird dann die Praxis des gewaltfreien Widerstandes und
mögliche Aktionen in den Workshops diskutiert und die Ideen dann im
Plenum vorgestellt. Morgen wird eine gemeinsame Aktion, die an
verschiedenen Stellen stattfinden soll, geplant und die Konferenz
mit dem Pflanzen von Olivenbäumen, die Einrichtung eines neuen
Spielplatzes und einem Fußballtournier enden.
Der Bericht schließt: "Nach der Konferenz wird die Besetzung
beendet und der Weltfrieden etabliert - verpasst nicht dieses
historische Ereignis!
Kommt und bringt eure FreundInnen!"
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Am vergangenen Freitag hat sich ein neuer Ort an der Durchführung
von Freitagsdemos gegen die Mauer beteiligt, im Dorf Beit Sira. Noch
waren die Anführer ziemlich zaghaft und haben sich durch Soldaten
frühzeitig aufhalten lassen. Die Jungendliche, die mit viel Elan
teilgenommen haben, fühlten sich dadurch ziemlich frustriert, so
dass es dann doch zu Steinen und Tränengas kam. Man hofft, dass das
'popular committee', das die Demo organisiert hat, sich künftig
stärker fühlen wird.
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Cindy und Craig Corrie, die Eltern von Rachel Corrie, die vor 3
Jahren in Rafah von einem Bulldozer zerdrückt wurde, berichten immer
wieder durch Vorträge und bei Veranstaltung über die Erfahrungen
ihrer Tochter und setzen sich für mehr Aufmerksamkeit für die
Situation und Anliegen der Palätinenserein und versuchen immer mehr
Leute zu aktivieren, sich selber mit einzusetzen und Kenntnisse über
die Situation - von der in den amerikanischen Medien noch weniger zu
erfahren ist als bei uns - zu verbreiten. Es ist bewundernswert,
dass Menschen sich durch solche niederschmetternden Erfahrungen
nicht einschüchtern oder unterkriegen lassen.
Soweit für heute,
Anka