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 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 7.4.2007
 

Liebe LeserInnen dieser Zeilen,
 


Gush Shalom hat am 30. März folgende Anzeige in Haaretz veröffentlicht:

In Riyadh haben die
versammelten Führer
der arabischen Länder
uns Frieden mit den Palästinensern
und der gesamten arabischen Welt
auf Generationen hinaus
angeboten.

In Homesh haben die
versammelten Siedler
uns Krieg mit den Palästinensern
und der gesamten arabischen Welt
auf Generationen hinaus
angeboten.
 


(In Homesh, ein 'Außenposten' der 2005 als Teil des "Disengagement plan" evakuiert wurde, haben etwa 700 Polizei und 300 Soldaten 'illegale' SiedlerInnen, hauptsächlich Jungendliche, entfernt, die dort zwei Tage ausgeharrt hatten. Einige mussten weggetragen werden.
Einer der älteren Siedler dankte den Jugendlichen dass sie die kalten Nächte durchgehalten hatten. "Die gleichen Truppen, die uns vor 6 Monaten evakuiert haben, werden heute wiederkommen. Es ist eine Show für die Medien, die ist uns egal. Sollen sie uns ruhig mit Gewalt wegtragen." Einer der Organisatoren sagte, "unser Ziel ist nicht die Sicherheitskräfte zu konfrontieren, sondern Homesh neu aufzubauen. Es ist keine Kampf. Wenn sie uns evakuieren kommen wir wieder.)"


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"Sagt nicht, ihr hättet es nicht gewusst"

Der Siedler Ya'akov Talya von der Talyafarm im südlichen Hebron hört nie auf zu versuchen, seine palästinensischen Nachbaren von ihren Wohnungen und Land zu vertreiben. 2001 und 2003 haben er und Siedler vom Außenposten Mitzpe Yair die PalästinenserInnen aus Umm Hamita, Shalalet Daaef, Umm Likuas und Bir El-Id vertrieben. Manche kamen erst nach Eingreifen des Gerichts zurück.

Mitte März 2007 und am 3. April, hat Ya'akov Talya verlangt, dass Soldaten die Hirten von Umm Nazal daran hindern, ihr Land zu erreichen. Die Soldaten sind der Forderung nachgekommen.


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Dieser Artikel kommt von der Stoppt die Mauer Kampagne: *Budrus: Unnachgiebiger Widerstand gegen Ghettoisierung* Budrus hat den ,Land Day' mit einer weiteren machtvollen Demonstration begangen, die schon lange die Besatzungstruppen hilflos machen im Angesicht der Entschlossenheit des Volkes.

Etwa 500 Leute aus 6 Dörfern im westlichen Ramallahdistrikt sind zusammengekommen vor der Moschee in Budrus. Budrus, Qibbya, Middya, Deir Qaddis, Shibteen und Ni'lin haben nicht nur ein Großteil ihres Landes durch die israelische Kolonisation verloren sondern werden zudem durch den Prozess [des Mauerbaus] erstickt, zusammengepfercht in einem Ghetto und völlig abgeriegelt, außer dem einzigen Eingang, der von den Besatzungssoldaten kontrolliert wird.

Kurz nach dem Gebet fing die Demonstration an in Richtung auf die Apartheidmauer zu ziehen. Die Menge skandierte Sprüche gegen die Besatzung und seine rassistische Politik und schwört, nie ein Dunum
ihres Landes herzugeben. Als die Menschen sich dem Tor näherten das Budrus von seinem Land trennt mussten sie die Besatzungssoldaten konfrontieren, die dort stationiert waren um die rassistische Mauer zu verteidigen.

Geplant war, am Tor Reden zu halten, die Zusammenstöße fingen aber
sofort an, in der die Besatzungssoldaten Tränengas in die Menge warfen. Die Jugend der Dörfer fing sofort an, die Serie von hintereinander geschalteten Toren anzugreifen. Die ersten und zweiten Tore vielen schnell unter ihren Händen. Sie mussten ihren Weg erkämpfen gegen Gummigeschosse und dichte Tränengaswolken um auch das dritte Tor, erbaut um ihr Land zu stehlen, niederzureißen.

Die Menge zerstreute sich und die Jugendlichen griffen den Zaun und den Natodraht der Apartheidmauer auf eine Länge von 300m an. Es gelang ihnen, längere Strecken niederreißen.

Die Menge der DemonstrantInnen hat allerdings die Atmosphäre beruhigt und nun konnten Reden gehalten werden, genau auf der Stelle wo sonst die Tore den Zugang der DorfbewohnerInnen zu ihrem Land versperren. In einer Reihe Grußworte wurden die Menschen der Dörfer aufgerufen nicht aufzugeben trotz der Ghettoisierung, der sie unterworfen sind. Der Tag hat abermals gezeigt, dass die Mauer am Ende durch den Widerstand der Menschen zusammenfallen wird.

Eine Kurze Baumpflanzzeremonie konnte noch gerade stattfinden bevor die Besatzungstruppen versuchten, die Menge zu zerstreuen und die Dörfler zurück in die Straßen von Budrus trieben. Die Dorfjugend verteidigte jede Straßenecke und als die Soldaten sich in Richtung Mauer zurückzogen waren sie nun dran, gejagt zu werden. Die Menschen blieben fest auf der Stelle stehen, um zu sichern dass die Besatzungstruppen nicht in die Lage kämen, auch nur anzufangen, die Schäden an der Apartheidmauer zu schließen und zu reparieren bis nach Eintritt der Dunkelheit.

13 Jugendliche wurden verletzt durch Gummigeschosse, die durch die
Besatzungstruppen in die Menge gefeuert wurden. Ein Jugendlicher aus Deir Qaddis musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Am Ende des Tages wurden Treffen veranstaltet um zu besprechen, wie der Kampf gegen das Schicksal, das von der Besatzung auferlegt wird, weitergeführt werden soll. Der Erfolg dieses Protesttages hat den
Menschen der Region neue Kraft und Entschlossenheit verliehen und der Besatzungsmacht deutlich gemacht, dass jeder Meter des Landes das sie enteignen will materielle und moralische Kosten verursachen wird, nicht nur am Ort selbst sondern auch in der Arena der internationalen Meinung.


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Auch in Beit Furik bei Nablus wurde bei einer großen Demo am Land Day (an diesem Tag, den 5. April, haben vor 31 Jahren israelisches Militär 6 Palästinenser getötet, die in Galiläa gewaltfrei gegen die Enteignung ihres Landes demonstrierten) der Checkpoint von den DemonstrantInnen besetzt.

Nablus ist seit 2002 zu Fuß nur durch 6 Checkpoints zu erreichen. Es zu verlassen ist oft noch schwieriger. Männer zwischen 16 und 45 (variiert von Tag zu Tag) können ihre Stadt nur verlassen mit einem besonderen israelischen Passierschein, den sie nur außerhalb von Nablus erhalten können. Die Stadt wird oft während jüdischer Feiertage völlig abgeriegelt. Hunderte von jungen Palästinensern wurden am Land Day daran gehindert, durch den Huwarra Checkpoint Nablus zu verlassen.

Weitere Demos gab es in Umm Salamuna (Bethlehem), Tulkarem, Qaffin, Bil'in (natürlich) und mehreren anderen Orten. In Bil'in wurden Wasserwerfer eingesetzt, die eine Flüssigkeit versprühen, die sich auf der Haut anfühlt als würde diese abgezogen. In Rafat hat eine Gruppe Männer gebetet während eine zweite Gruppe ein Tor in der Mauer aufgebrochen wurde und ein Teil des Elektro- und Natodrahtzaunes abgerissen wurden. Einige junge Männer wurden festgenommen, später aber freigelassen. Rafat liegt neben der Siedlung Ariel, die größte in der
Westbank. Die Mauer um Ariel ist 114 km lang und raubt 120 000 Dunum Agrarland, das über einem Aquifer gelegen ist und das etwa 30% des Olivenöls der Westbank produziert. Die Apartheidmauer entfernt sich hier am weitesten von der Grünen Linie und drängt sich 22km tief in die Westbank.


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Drei Palästinenser in Hebron, darunter ein 14-jähriger Junge, wurden körperlich und mit Steinen von einigen Siedlern angegriffen. Ein Streifenwagen nahm die drei, nachdem sich etwa 40 weitere Siedlern am Angriff beteiligten, auf die Polizeiwache und sagten sie könnten dort Klagen gegen die Siedler erheben.

Tatsächlich wurden sie dort angeklagt, die Siedler angegriffen zu haben.
Einem wurde gesagt, er könne erst die Polizeistation verlassen wenn er 2000 NIS Buße gezahlt hätte. Er sagte, er habe kein Geld und hätte kein Unrecht begangen. "Die Siedler müssten ins Gefängnis, nicht ich." Der Vater des 14-jährigen wurden angerufen. Ihm wurde gesagt, der Junge könne erst gehen, wenn er 2000 NIS bezahlt hätte. Der Vater sagte, er würde diese flagrante Verletzung des Rechts den Medien bekannt geben.
Der Polizist hat dann seinen Kommandeur konsultiert und die Männer freigelassen. Ihn wurde gesagt, sie sollen keine "trouble" mehr mit den Siedlern veranlassen.


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Der Frauenclub von Hebron hat vom Checkpoint bei Tel Rumeida einen
Protestzug durchgeführt. Mit mehreren MenschenrechtsarbeiterInnen zogen sie zu den drei Checkpoints, die die Altstadt von Hebron vom Patriarchengrab trennt. (Diese wurden aufgestellt, nachdem Baruch Goldstein in der Moschee 29 Männer beim Gebet erschoss.) Drei Palästinenser am Straßenrand wurden festgehalten und mussten mit dem Gesicht an eine Hausmauer gedrückt stehen bleiben. Die Frauen verließen erst die Moschee als die Männer wieder freigelassen wurden. Anschließend besuchten die Frauen und Internationalen die "Association of Women's Action for Training and Rehabilitation". Diese Organisation unterstützt mit der Hilfe der "Temporary International Presence in Hebron, TIPH) Frauen durch Politisierung, Handarbeitskurse und den Verkauf ihrer Produkte. Kinder werden von den Frauen über ihre Rechte aufgeklärt und wie man auf die Soldaten reagiert. Die Organisation hat auch 6 Kindergärten organisiert.


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Palästinensische Lehrerinnen, die täglich durch den Tel Rumeida Checkpoint müssen und den Soldaten bekannt sind, dürfen normalerweise einen Seitendurchgang benutzen, damit sie nicht mehrmals täglich von den Metalldetektoren durchleuchtet werden. Oft weigern sich die Soldaten aber, sie durchzulassen. Vor kurzem mussten MenschenrechtsaktivistInnen dreimal beim der Distriktkommandantur anrufen. Sie erhielten immer die Antwort "wir kümmern uns drum", es passierte aber nichts. Beim dritten mal hat eine der Personen in der Kommandatur so gelacht, dass sie das Telefon weiterreichen musste, die sofort eingehängt hat als sie nach ihrem Namen gefragt wurde. Nach einer Stunde wurde das Tor geöffnet.
Nachmittags wurden die LehrerInnen allerdings abermals 45 Minuten festgehalten.


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Vorigen Sonntag ist es zwei AktivistInnen in Hebron gelungen, ihren "Tel Rumeida Circus for Detained Palestinians" aufzuführen, nachdem der erste Versuch durch Regen verhindert worden. Die zwei jungen Frauen, die einige Circusnummern (Jonglieren, Feuerspucken und dergleichen) beherrschten, hatten angefangen, bei Festnahmen an Checkpoints zu erscheinen und zur Deeskalierung ihre Nummern aufzuführen. Die Gruppe wuchs und fing an Kinder zu trainieren, um ihnen eine Abwechslung vom deprimierenden Alltag zu bieten. Nach ihrer halbstündigen Show kam ein Panzer um die Ecke gerast, aber sie hatten ihr Feuer bereits gelöscht. Sie wollen jeden Freitag wieder am Checkpoint zusammenkommen.


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Am Qalandia Checkpoint zwischen Jerusalem und Ramallah hat ein palästinensischer Fotograf eine Ausstellung mit etwa 60 Fotos aufhängen können. Der Fotograf, Khaled Jarrer, will der Welt den Schmerz und die Notlage der Palästinensern mitteilen. Die Ausstellung, die drei Stunden hängen blieb, soll bei weiteren Checkpoints gezeigt werden.


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Die CVJM von Ostjerusalem hat ein Fahrradrennen von Jerusalem nach
Jericho veranstaltet, eine Strecke von 30km, als Zeichen gegen Apartheid, für Frieden und Verständigung. Es waren mehrere hundert Palästinenser und etwa 30 internationale erschienen. Kurz nachdem die ersten Radler die - absichtlich nicht reparierte, von Löchern übersäte - Straße am Qalandia Checkpoint verlassen hatten und anfingen, die Fahrt richtig zu genießen, wurden sie von der Armee gestoppt, der ganze palästinensischen Verkehr gleich dazu. Die Fahrräder seien eine zu große Bedrohung für die Armee!

Und leider haben in Israel überall die das Sagen, für den Frieden überhaupt eine Bedrohung darstellt.


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Noch eine kurze, traurige Nachricht zum Schluss: am 1. März ist die 19-jährige Olfat gestorben weil das Krankenhaus, indem sie regelmäßig
zur Dialyse musste, wegen der Blockade durch Israel (und vermutlich auch des internationalen Embargos) nicht mehr über genug Dextroseflüssigkeit verfügt. Die vorhanden Flüssigkeit wurde verdünnt und die junge Frau ist - nach 10 Jahre erfolgreicher Dialyse - innerhalb zwei Wochen gestorben, weil ihr Körper die verdünnte Lösung nicht bearbeiten konnte.


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Dennoch euch allen ein hoffnungstärkendes Osterfest. Ohne Hoffnung kann kein Mensch leben.



Anka
 

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