Liebe Freundinnen und Freunde,
(...) Die jüngste Nachricht ist (leider) eine alte Nachricht:
das Israel Committee for the Right of Residency mahnt an, dass
trotz der an EU und US Politiker gemachte Zusagen, die Politik
der Ausgrenzung und praktischer Vertreibung von hundert
tausender zurückgekehrter PalästinenserInnen, die ausländische
Pässe haben weiterhin implementiert wird. Damit werden gerade
die hoch gebildeten oder von unternehmerischem Geist (und
Möglichkeiten) getriebenen Menschen die allein die Möglichkeit
haben, die palästinensische Wirtschaft vor dem vollständigen
Kollaps zu bewahren, außer Landes gewiesen. Dies ist zudem ein
eklatanter Bruch des Osloer Abkommens, nachdem die Einreise in
die besetzten Palästinensergebiete für Staatsbürger von Ländern
mit denen Israel ein Visaabkommen hat, nur einen gültigen Pass
des Landes voraussetzt. Diese Regelung ist von israelischen
Gerichten bestätigt worden. Es ist außerdem inakzeptable, dass
es keine Regelung gibt für den Erhalt einer
Daueraufenthaltsgenehmigung aufgrund von Anstellung oder
Eheschließung, wie das nach internationalen Standards üblich
ist, so dass (gebürtig palästinensische ) AusländerInnen bis
Anfang vorigen Jahres gezwungen waren, alle 3 Monate
auszureisen, um erneut ein Touristenvisum zu beantragen.
Das ICRR bittet inständig, alle Möglichkeiten zu nutzen
(Briefe an die eigene Regierung, an den israelischen
Botschafter, Leserbriefe) um auf diesen eklatanten Rechtsbruch
und das damit verursachte Leid aufmerksam zu machen.
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"Sagt nicht, ihr hättet es nicht gewusst" von Amos Gvirtz:
Gegen Mittag am 26.Feb. stieg 'Anan El Tibi auf sein Dach, um
den Wassertank für sein Haus zu reparieren. Sein Sohn Ashraf,
ein freiwilliger Sanitäter, hörte dass die Armee einen
Jugendlichen in einem Nachbarhaus suchte. So stieg er aufs Dach,
um seinen Vater vor einer möglichen Schießerei zu warnen. Als er
das Dach erreichte, wurde er in den Arm geschossen. Sein Vater
ging ihm zu Hilfe und wurde auch im Kopf und Nacken getroffen.
Ashraf hat die Verletzung seines Vaters versorgt und einen
Krankenwagen gerufen. Einige Soldaten traten ins Haus und einer
bezeichnete sich als den Schützen. Keiner in der Familie hatte
Waffen oder wurde gesucht. nach einiger Zeit gestatten die
Soldaten dass der Vater vom Dach herabgelassen wurde zum
Krankenwagen.
Allerdings hielten sie diesen weiterhin anderthalbstunden
fest. Sie bandagierten den Sohn. Der Vater starb.
Von weiteren Greueltaten wie diese in Zusammenhang mit dem
Angriff in Nablus ist schon an anderen Stellen berichtet worden.
Vielleicht habt ihr von Ghareb Abel Ghani Selhab gelesen, ein
47-jähriger Vater von 5 Kindern, der einen Herzanfall hatte,
nachdem ein Tränengaskanister in sein Haus gefeuert wurde. Seit
dem 26. Februar lag er auf der Intensivstation, nachdem Soldaten
zunächst auch seinen Krankenwagen eine Stunde lang an der
Abfahrt hinderten. Er starb vor wenigen Tagen.
Der elfjährige Jihan Dahadush wurde als menschliches
Schutzschild gebraucht und musste anderthalb Stunden lang in der
Altstadt vor 10 Soldaten einherlaufen. Mehrere Männer, die
zusammengeführt und festgehalten wurden bezeugten dass sie von 6
bis 20 Stundenlang ohne Essen oder Wasser mit verbundenen Augen
und Händen gehalten wurden und schließlich freigelassen wurden
nachdem man sie nur nach Namen und Anschrift gefragt hat.
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Das Purimfest hat dazu geführt dass die gesamte Westbank 4
Tagelang abgesperrt wurde. Von Tel Rumeida wird (abgesehen von
den Angriffen gegen internationale Freiwillige, von denen an
anderer Stelle berichtet wurde) von einem etwa 8jährigen
Siedlerjunge, der nachmittags von der Siedlung runter rannte und
anfing, mit Steinen auf ein palästinensisches Haus zuwerfen. Als
ein Menschenrechtsaktivist anfing, ihn zu filmen, hat ein in der
Nähe stehender Soldat ihm befohlen, es zu lassen, es sei ja nur
ein "von Wein betrunkenes Kind". Der Aktivist hat weiter gefilmt
während das Kind weiter STeine warf, bis er nach etwa 10 Minuten
auf der Straße zusammenbrach. Ein etwa gleichaltriger, der mit
Steinen auf Palästinenserjungen in einer Werkstatt mit
Internationalen warf wurde von 2 Soldaten festgehalten, es hat
aber geraume Zeit gedauert bis er sich beruhigen ließ.
Fotos unter: