Liebe FreundInnen,
zunächst, "Sagt nicht wir hätten es nicht gewusst":
Im Dorf Jalud leben 400 Menschen.
Dazu gehörten 160 ha Land. 120 davon
sind yetzt mit den Siedlung Shilo, Shvut Rachel, Achia und 2 Außenposten
bebaut.
Fawzi Ebrahim Abed Haj Muhammed gehörten einst 120 ha, das
meiste ist heute weggenommen, der Rest in der Nähe dieser Siedlungen, so
dass er nicht dran kann - er wird immer von SiedlerInnen vertrieben.
Jedes Jahr muss er sein Eigentum an diesem Land beweisen. Vorigen
Samstag versuchte er, auf dem Land Oliven zu ernten und wurde
angegriffen. Als die Armee kam, verlangte sie ein Eigentumsbeweis. Bis
die Nachfrage erledigt ist, kann er und seine Familie keine Oliven ernten.
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Sam Bahour, der Palästinenser-Amerikaner der in der Westbank ein großes
Handyunternehmen aufgebaut hat und vor etwa einem Jahr kein
Einreisevisum mehr erhielt, hat inzwischen wohl eins erlangen können,
glücklicherweise. Er schickt ein Artikel mit der Besprechung eines
neuen Dokumentarfilms von der Filmemacherin die The Iron Wall gedreht
hat, "Jerusalem...The East Side Story". 100 Jahre Geschichte werden in
eine Kinostunde zusammengequetscht. Ich hoffe, der Film wird bald hier
zu sehen sein. Wer "The Iron Wall" noch nicht gesehen hat, dem kann ich
den Streifen sehr empfehlen.
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Für die Bedouinen im Negev wiederholte sich vorigen Mittwoch die Aktion
zum zigsten Mal - diesmal hat ein junger Mann sich eine neue
Wellblechhütte zusammengeschustert, weil er heiraten wollte. Ein Vater
hatte gerade für seinen behinderten Sohn eine Hütte gebaut, um ihm eine
Chance, eine Frau zu finden, einzuräumen. Kaum standen sie, wurde sie
niedergewältzt. Die Leute würden gerne wegziehen von der Stelle wo sie
ständig drangsaliert werden, aber keine bietet ihn anderes Land oder ein
anderes Obdach. Die Post von Gush Shalom mit eine paar Fotos leite ich
getrennt weiter. 15 Häuser oder Zelte in Twail Abu Jarwal (zum 11.
Mal!), 10 in Wadi Naam. Am Sonntag kamen sie wieder. Ein 7-jähriger
Junge rannte hinter einem Polizeiauto her. Erwurde geschnappt,
geschlagen, seine Kleidung zerrissen. Ein Grenzpolizist schlug ein
Mädchen, als sie zu Boden fiel trat er auf sie. Polizei und
Regierungsbeamte, gefragt warum sie wieder gekommen seien, sagten, sie
wollten die Zelte registrieren.
Im Übrigen wurde auch ein Brunnen - eine Wasserquelle weitab von jeder
anderen - mit Benzin und Öl vergiftet. Er wurde schon einmal mit
Steinen zugeschüttet, aber in mühsamer Handarbeit wieder
freigeschaufelt. Man braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen
was das in einem so trockenen Land bedeutet.
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Drei britische Frauen, 45, 60 und 62, wurden in Al Mazra'a in der
Westbank festgenommen, weil sie sich "an einer illegalen Demonstration
beteiligt hätten", einen "Stacheldrahtzaun beschädigt hätten" der
Siedlern auf palästinensischem Land gehörte, und Weinstocke. ausgerissen
haben, die ein Siedler auf dem Land gepflanzt hatte. Die
DemonstrantInnen wurden mit scharfer Munition ohne Warnung beschossen,
obwohl Alte und Kinder dabei waren. Den Britinnen ist wohl zu danken,
dass keiner getötet wurde.
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Ein älterer Herzpatient aus Gaza ist gestorben weil er nicht über die
Grenze in ein israelisches Krankenhaus gelassen wurde, obwohl die
Besatzungsbeamte ihm eine Erlaubnis erteilt hatten. Die Soldaten an der
Grenze ließen ihn stundenlang warten, teils in der prallen Sonne,
obwohl zusätzlicher Sauerstoff geholt werden musste, um ihn am Leben zu
halten, bis sie ihn schießlich abwiesen und er bald danach starb. Die
internationale Gemeinschaft wird aufgerufen, gegen diese
menschenverachtende Praxis zu protestieren.
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Eine Große Gruppe ProtestlerInnen haben 15 Minutenlang den Highway 443,
eines der vielen Straßen in der Westbank die nur für Israelis sind,
blockieren können. 6 Menschen hatten sich in einem 4m Rohr angekettet.
Der Verkehr wurde in der Hauptverkehrszeit Kilometerlang gestaut. An die
AutofahrerInnen wurden Handzettel verteilt, "Wir wissen wie es ist,
blockiert zu werden. Wir erleben es täglich." Die meisten Israelis,
die die Straße benutzen, wissen gar nicht dass sie für
PalästinenserInnen gesperrt ist - andere wissen angeblich nicht einmal,
dass sie durch die Westbank führt. Um die palästinenserInnen zu
"kompensieren" für den Verlust von Land für den Straßenbau, wird jetzt
mehr Land konfisziert um neue Straßen für die Palästinenser über oder
unter der Israelistraße zu bauen. Insgesamt gibt es 312km Straße in der
Westbank die für PalästinenserInnen gesperrt sind.
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In Hebron gab es eine große Demo aus Protest gegen das Vorgehen der
Armee in dem Ketziotgefängnis, als vorige Woche ein Palästinenser
getötet und bis zu 250 verletzt wurden bei Unruhen nach einer
"Inspektion" um 2 Uhr früh - eine übliche Art, die Gefangenen zu
schickanieren. Die Armee behauptete, die Häftlinge hätten ihre Zelte in
Brand gesetzt - wobei bekannt ist, dass Tränengasgranaten oft z.B. Gras
in Brand setzen. Die DemonstrantInnen in Hebron wurden den ganzen Tag
mit Gummigeschossen, Tränengas und Knallbombem traktiert, nachdem Kinder
in der Menge angefangen hatten mit Steinen gegen den kugelsicheren
Checkpoint am Eingang zur Tel Rumeida Sieldung. Etwa 15 Personen
mussten im Krankenhaus behandelt werden.
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Im Ketziotgefängnis, isoliert in der Negevwüste und von einer 8m hohen
Mauer umgeben, werden die Gefangenen ständig von Türmen aus, die mit
Scharfschützen bemannt sind, kontrolliert. Selbst Toilettenartikel
müssen sie sich selber kaufen mit Geld das auf einer israelischen Bank
deponiert wurde. Nur Familienmitglieder dürfen Geld schicken, viele
dürfen nicht nach Jerusalem reisen, um an eine israelische Bank zu
kommen. Die Gefangenen erhalten keine medizinische Betreuung außer
Aspirin für alles, auch Bluthochdruck oder Diabetes. Auch nach den
Unruhen erhielten sie keine medizinische Versorgung, internationale
Organisationen haben keinen Zugang.
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In der Westbank und Gaza hat sich ein "National Committee" gegründet um
die Belagerung von Gaza aufzuheben. Sie wollen internationalen Druck
erzeugen - die EU hat bereits gegen die Belagerung protestiert. Sie
rufen aber auch alle BürgerInnen Palästinas und Israels auf, sich ihnen
anzuschließen, wie auch die Regierungen der arabischen Länder. Es geht
ihnen darum, Menschen zu retten, nicht Regierungen. Sie wollen von Dez.
2007 bis Mai 2008 eine Kampagne durchführen, angefangen mit einem
Symposium, "Die Belagerung Gazas brechen: zusammen für eine vereinigte
Front für den Frieden". Als Ende der Kampagne wird die Ankunft von 120
MenschenrechtsaktivistInnen, darunter auch NobelpreisgewinnerInnen, in
Gaza per Schiff von Zypern.
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Ein Besucher aus Seattle stellte bei seinem Besuch in Israel dass die
Israelis sich wenig um die Situation der PalästinenserInnen sorgen, die
für die meisten Israelis völlig unsichtbar sind. Sie haben z.B. keine
Ahnung, das in Ramallah, das in der Nähe der haupt unterirdischen
Wasservorräte des gesamten Landes liegt, in der Hitze des vergangenen
Sommers nur 3-4 Tage die Woche Wasser geflossen ist.
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Im Dorf Tel bei Nablus sind Leute bei der Olivenernte von Steinewerfenden Siedlern - mindestens 6 Jungen zwischen 15 und 18 -
attackiert worden, mehrere wurden von Steinen verletzt von denen ein
Siedler - gefragt ob er wisse, dass solche Steine tödlich sein könnten -
nur sagte, "Ja, weiß ich". Vier Internationale haben versucht, die
PalästinenserInnen zu schützen bis Rabbiner für Menschenrechte
erschienen und medizinische Hilfe holten. Sie versicherten den
Erntenden dass sie in den nächsten Tagen zugegen sein würden. Eikn Monat
früher hatten SiedlerInnen 6 ha Olivenhaine abgebrannt. Ein Schafhirte
wurde schwer geschlagen und mit einem Messer bedroht, seine Schafe
wurden gestohlen.
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