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 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 12.2.06
 

Liebe FreundInnen,

als Einführung zu einem Artikel von Amira Hass, der hoffentlich nächstens von Ellen Rohlfs übersetzt wird und in dem sie schreibt, "Der Versuch, den Israelis zu erklären, dass solche Racheakte kraftlos sind im Vergleich zu der Intensität des israelischen Angriff auf jedes Individuum und gegen die ganze palästinensische Gemeinschaft, ist zum scheitern verurteilt" ergänzt Dorothy , dass kein Israeli sich vorstellen kann, wie es ist, ein/e PalästinenserIn unter der Besatzung zu sein, vor allem in den letzten 5 Jahren... Nicht dass jeder Palästinenser jeden Tag leidet... aber man ist nie sicher. Man weiß nie wann ...schwere Stiefel mitten in der Nacht die Tür eintreten und ein Lautsprecher ruft, alle sollen aus dem Haus ...Das Leben unter der Besatzung ist ein grausamer Kampf ums Überleben.

Sie beschreibt als Beispiel die Festnahme von zwei 15-jährigen im Dorf Hares vor Kurzem von dem sie durch ein Telefonat um 3 Uhr morgens erfuhr. Es gelang ihr, herauszubekommen, wo die Jungen hingebracht worden waren, mehr natürlich nicht. Der Diensttuende Polizist sagte ihr, die Jungen sollten 'untersucht' werden. Und danach? Nach langer Pause sagte er, 'Gott ist groß', was laut Dorothy wohl soviel heißt wie 'Das weiß nur der Himmel'. Bei dem Gedanken, wie es für sie wäre, wenn es sich um ihren über alles geliebten 13-jährigen Enkel gehandelt hätte, konnte sie lange nicht einschlafen.

Einer der Jungen war am nächsten Nachmittag wieder nach Hause gekehrt, der andere nicht. Und sie schließt mit der Bemerkung, "Die guten Deutschen, die nicht wussten oder wissen wollten, was vor sich ging waren durch ihre Akzeptanz und Anpassung an die Situation genauso beteiligt an der Zerstörung Deutschlands wie diejenigen die es wussten und Hitler unterstützten."

Und wir Deutsche von heute dürfen nicht vergessen, in welchem Maße unser Land die historische Verantwortung mitträgt an den Greueln die heute verübt werden. Nur deswegen liegen solche Vergleiche immer wieder in Israel nahe.

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Mehrere Artikel befassen sich mit den Karikaturen und den Reaktionen darauf. Da in unserer Presse erfreulicherweise genug besonnene Einschätzungen erscheinen, brauche ich sie nicht weiterzugeben. Sie heben vor allem hervor, dass die verbreiteten Vorurteile gegen die islamische Welt im Westen natürlich derNährboden für die ausufernden und sicherlich nicht zu rechtfertigenden Reaktionen. Die heutige Nachricht, dass in Dresden mehr als 4000 Rechtsradikale demonstriert haben macht nochmal deutlich, wohin vor allem Perspektivlosigkeit junge Leute treiben kann, auch bei uns. Und in den arabischen Ländern ist die Hälfte der Bevölkerung durchweg unter 30.

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Ein interessanter Artikel von Jerome Segal aus Haaretz schlägt einen sofortigen "Auf einem Referendum basierenden Friedensprozess". Die USA oder das Quartet soll eine detaillierte Friedensvereinbarung ausarbeiten, Israel und Palästina 3 Monate lang darüber verhandeln lassen und sie anschließend einem Referendum in beiden Landesteilen unterziehen. "Es gibt eine Menge Umfrageergebnisse, die darauf hinweisen, dass eine starke Mehrheit auf beiden Seiten eine Rückkehr zu Endstatus-Verhandlungen wünscht und dass eine umfassende Vereinbarung, in etwa entlang des Vorschlags von Präsident Clinton am Ende seiner Regierungszeit, von beiden Seiten gebilligt werden könnte."

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Gush Shalom will in einer Zeitungsanzeige verdeutlichen, dass das Bestreben von Olmert, die Grenzen des israelischen Staates einseitig festzulegen (in etwa der Mauer entlang), Grenzen die weder von Palästina, noch der arabischen Welt noch der USA und der Nationengemeinschaft akzeptiert würden, eine Grenze für Kriegund nicht für Frieden wäre."

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Das Palestinian Centre for Human Rights veröffentlicht Statistiken, nach denen 11 Palästinenser von der IOF in der Woche, die am 8.2.10 endete, getötet wurden, 27 ZivilistInnen, darunter 17 Kinder, verletzt wurden, 40 Eingriffe in palästinensische Gemeinden der Westbank stattfanden und 78 Zivilisten, darunter 12 Kinder, festgenommen wurden, 5 im Bau befindliche Häuser zerstört, über 400 Dunum Land enteignet, 120 Olivenbäume gerodet und 8 PalästinenserInnen. durch Siedler verletzt.

Die Belagerung (Verhinderung von Bewegung der Bevölkerung) von Gaza und vielen Gemeinden in der Westbank wurde immer enger geschnürt.

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Ein ISM-Freiwilliger aus Hebron berichtet detailliert über seine plötzliche Festnahme auf der Straße und seine Erfahrungen bei der Polizei und anschließend am Flughafen, wo er drei Tage lang festgehalten wurde, weil er sich weigerte, zu unterschreiben, dass er auf seine in Hebron zurückgelassenen Sachen verzichtete. Vom Flughafen, wo er den Eindruck hatte, zeitweilig völlig vergessen worden zu sein. von dort kam er in die Ramle Haftanstalt. Als er dort - zum fünften Mal - durchsucht wurde, wurden ihm 2 Murmeln weggenommen, die ihm Kinder inHebron geschenkt hatten. Auch sein Lippenbalsam. Nicht weggenommen wurde interessanterweise zwei ein kaputter Rasierapparat mit 2 dadurch herausnehmbaren Rasierklingen, die er während seiner ganzen Haftzeit behalten konnte. "Ich lernte während dieser Zeit wie das tägliche Leben für Flüchtlinge und Immigranten aussehen kann, die oft viel länger als ich dort inhaftiert sind."

In seinem langen Bericht erzählt er von verschiedenen Migranten und Flüchtlingen - eine Äthiopier zeigte ihm Briefe aus Kanada aus 2004, einer von einem Parlamentsmitglied, nach denen eine Initiative die Genehmigung erhalten hatte, 70 inhaftierte äthiopischen Flüchtlinge aus Israel nach Kanada zu holen. Erfolglos, sie sitzen noch immer. Der Freiwilliger wurde nach drei weiteren Tagen freigelassen unter der Auflage, in weiteren 6 Tagen auszureisen (was er sowieso vorgehabt hatte) und sich von 'internationalen Aktivitäten' (ein Spaziergang auf der Straße in Hebron?) fernzuhalten.

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Das American Friends' Service Committee hat Jeff Halper, Gründer des Kommittees gegen Haäuserzerstörung und Ghassan Andoni, Gründer der ISM, für den Nobelfriedenspreis nominiert.

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Die anglikanische Church of England hat in der Generalsynode beschlossen, kirchliche Gelder zurück zu ziehen (disinvestment) aus der Firma Caterpillar (in der sie 2.5 Millionen Pfund investiert haben) und anderen, die von der Besetzung Palästinas profitieren, entsprechend einem Aufruf der Anglican Communion, der Zusammenschluss aller anglikanischen Kirchen, vom vorigen Sommer.

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Die unermüdlichen EinwohnerInnen von Bilin haben, wie die Israelis, ihren eigenen 'illegalen Siedlungsaußenposten zu erweitern, und ein weiteres Haus auf der Westseite des Zaunes gebaut.

Sie fingen um 20 Uhr mit dem Bau an und waren binnen 2 Stunden fertig. Dutzende von Dorfbewohnern verbarrikadierten sich in dem Bau vor dem anrückenden Militär. In Metityahu Mizrah wird trotz der Verfügung des Obersten Gerichtes, dass die Bautätigkeit einzustellen sei, am Fundament neuer Gebäude gearbeitet, mit dem Argument, dass das keine Bautätigkeit darstelle!

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Ein Theaterstück "Mein Name ist Rachel Corrie" hat in England drei Preise gewonnen: bestes neues Drama, beste Solovorstellung und beste Regie.

Mehr morgen. bis dann,

Gruß, Anka

 

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