Liebe FreundInnen,als Einführung zu einem Artikel
von Amira Hass, der hoffentlich nächstens von Ellen Rohlfs übersetzt
wird und in dem sie schreibt, "Der Versuch, den Israelis zu
erklären, dass solche Racheakte kraftlos sind im Vergleich zu der
Intensität des israelischen Angriff auf jedes Individuum und gegen
die ganze palästinensische Gemeinschaft, ist zum scheitern
verurteilt" ergänzt Dorothy , dass kein Israeli sich vorstellen
kann, wie es ist, ein/e PalästinenserIn unter der Besatzung zu sein,
vor allem in den letzten 5 Jahren... Nicht dass jeder Palästinenser
jeden Tag leidet... aber man ist nie sicher. Man weiß nie wann
...schwere Stiefel mitten in der Nacht die Tür eintreten und ein
Lautsprecher ruft, alle sollen aus dem Haus ...Das Leben unter der
Besatzung ist ein grausamer Kampf ums Überleben.
Sie beschreibt als Beispiel die Festnahme von
zwei 15-jährigen im Dorf Hares vor Kurzem von dem sie durch ein
Telefonat um 3 Uhr morgens erfuhr. Es gelang ihr, herauszubekommen,
wo die Jungen hingebracht worden waren, mehr natürlich nicht. Der
Diensttuende Polizist sagte ihr, die Jungen sollten 'untersucht'
werden. Und danach? Nach langer Pause sagte er, 'Gott ist groß', was
laut Dorothy wohl soviel heißt wie 'Das weiß nur der Himmel'. Bei
dem Gedanken, wie es für sie wäre, wenn es sich um ihren über alles
geliebten 13-jährigen Enkel gehandelt hätte, konnte sie lange nicht
einschlafen.
Einer der Jungen war am nächsten Nachmittag
wieder nach Hause gekehrt, der andere nicht. Und sie schließt mit
der Bemerkung, "Die guten Deutschen, die nicht wussten oder wissen
wollten, was vor sich ging waren durch ihre Akzeptanz und Anpassung
an die Situation genauso beteiligt an der Zerstörung Deutschlands
wie diejenigen die es wussten und Hitler unterstützten."
Und wir Deutsche von heute dürfen nicht
vergessen, in welchem Maße unser Land die historische Verantwortung
mitträgt an den Greueln die heute verübt werden. Nur deswegen liegen
solche Vergleiche immer wieder in Israel nahe.
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Mehrere Artikel befassen sich mit den Karikaturen
und den Reaktionen darauf. Da in unserer Presse erfreulicherweise
genug besonnene Einschätzungen erscheinen, brauche ich sie nicht
weiterzugeben. Sie heben vor allem hervor, dass die verbreiteten
Vorurteile gegen die islamische Welt im Westen natürlich
derNährboden für die ausufernden und sicherlich nicht zu
rechtfertigenden Reaktionen. Die heutige Nachricht, dass in Dresden
mehr als 4000 Rechtsradikale demonstriert haben macht nochmal
deutlich, wohin vor allem Perspektivlosigkeit junge Leute treiben
kann, auch bei uns. Und in den arabischen Ländern ist die Hälfte der
Bevölkerung durchweg unter 30.
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Ein interessanter Artikel von Jerome Segal aus
Haaretz schlägt einen sofortigen "Auf einem Referendum basierenden
Friedensprozess". Die USA oder das Quartet soll eine detaillierte
Friedensvereinbarung ausarbeiten, Israel und Palästina 3 Monate lang
darüber verhandeln lassen und sie anschließend einem Referendum in
beiden Landesteilen unterziehen. "Es gibt eine Menge
Umfrageergebnisse, die darauf hinweisen, dass eine starke Mehrheit
auf beiden Seiten eine Rückkehr zu Endstatus-Verhandlungen wünscht
und dass eine umfassende Vereinbarung, in etwa entlang des
Vorschlags von Präsident Clinton am Ende seiner Regierungszeit, von
beiden Seiten gebilligt werden könnte."
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Gush Shalom will in einer Zeitungsanzeige
verdeutlichen, dass das Bestreben von Olmert, die Grenzen des
israelischen Staates einseitig festzulegen (in etwa der Mauer
entlang), Grenzen die weder von Palästina, noch der arabischen Welt
noch der USA und der Nationengemeinschaft akzeptiert würden, eine
Grenze für Kriegund nicht für Frieden wäre."
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Das Palestinian Centre for Human Rights
veröffentlicht Statistiken, nach denen 11 Palästinenser von der IOF
in der Woche, die am 8.2.10 endete, getötet wurden, 27 ZivilistInnen,
darunter 17 Kinder, verletzt wurden, 40 Eingriffe in
palästinensische Gemeinden der Westbank stattfanden und 78
Zivilisten, darunter 12 Kinder, festgenommen wurden, 5 im Bau
befindliche Häuser zerstört, über 400 Dunum Land enteignet, 120
Olivenbäume gerodet und 8 PalästinenserInnen. durch Siedler
verletzt.
Die Belagerung (Verhinderung von Bewegung der
Bevölkerung) von Gaza und vielen Gemeinden in der Westbank wurde
immer enger geschnürt.
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Ein ISM-Freiwilliger aus Hebron berichtet
detailliert über seine plötzliche Festnahme auf der Straße und seine
Erfahrungen bei der Polizei und anschließend am Flughafen, wo er
drei Tage lang festgehalten wurde, weil er sich weigerte, zu
unterschreiben, dass er auf seine in Hebron zurückgelassenen Sachen
verzichtete. Vom Flughafen, wo er den Eindruck hatte, zeitweilig
völlig vergessen worden zu sein. von dort kam er in die Ramle
Haftanstalt. Als er dort - zum fünften Mal - durchsucht wurde,
wurden ihm 2 Murmeln weggenommen, die ihm Kinder inHebron geschenkt
hatten. Auch sein Lippenbalsam. Nicht weggenommen wurde
interessanterweise zwei ein kaputter Rasierapparat mit 2 dadurch
herausnehmbaren Rasierklingen, die er während seiner ganzen Haftzeit
behalten konnte. "Ich lernte während dieser Zeit wie das tägliche
Leben für Flüchtlinge und Immigranten aussehen kann, die oft viel
länger als ich dort inhaftiert sind."
In seinem langen Bericht erzählt er von
verschiedenen Migranten und Flüchtlingen - eine Äthiopier zeigte ihm
Briefe aus Kanada aus 2004, einer von einem Parlamentsmitglied, nach
denen eine Initiative die Genehmigung erhalten hatte, 70 inhaftierte
äthiopischen Flüchtlinge aus Israel nach Kanada zu holen. Erfolglos,
sie sitzen noch immer. Der Freiwilliger wurde nach drei weiteren
Tagen freigelassen unter der Auflage, in weiteren 6 Tagen
auszureisen (was er sowieso vorgehabt hatte) und sich von
'internationalen Aktivitäten' (ein Spaziergang auf der Straße in
Hebron?) fernzuhalten.
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Das American Friends' Service Committee hat Jeff
Halper, Gründer des Kommittees gegen Haäuserzerstörung und Ghassan
Andoni, Gründer der ISM, für den Nobelfriedenspreis nominiert.
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Die anglikanische Church of England hat in der
Generalsynode beschlossen, kirchliche Gelder zurück zu ziehen (disinvestment)
aus der Firma Caterpillar (in der sie 2.5 Millionen Pfund investiert
haben) und anderen, die von der Besetzung Palästinas profitieren,
entsprechend einem Aufruf der Anglican Communion, der
Zusammenschluss aller anglikanischen Kirchen, vom vorigen Sommer.
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Die unermüdlichen EinwohnerInnen von Bilin haben,
wie die Israelis, ihren eigenen 'illegalen Siedlungsaußenposten zu
erweitern, und ein weiteres Haus auf der Westseite des Zaunes
gebaut.
Sie fingen um 20 Uhr mit dem Bau an und waren
binnen 2 Stunden fertig. Dutzende von Dorfbewohnern
verbarrikadierten sich in dem Bau vor dem anrückenden Militär. In
Metityahu Mizrah wird trotz der Verfügung des Obersten Gerichtes,
dass die Bautätigkeit einzustellen sei, am Fundament neuer Gebäude
gearbeitet, mit dem Argument, dass das keine Bautätigkeit darstelle!
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Ein Theaterstück "Mein Name ist Rachel Corrie"
hat in England drei Preise gewonnen: bestes neues Drama, beste
Solovorstellung und beste Regie.
Mehr morgen. bis dann,
Gruß, Anka