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16. 1. 2015
Satire in der islamischen Welt
- Spott ist groß - Nicht nur im
Westen gibt es Satire auf Islamismus
und religiöse Gewalt. Humor war in
der arabischen Welt schon immer die
Waffe der Machtlosen. Heute ist das
Lachen die höchste Form des
Widerstandes gegen die
Dschihadisten. Die Zeichner, Sänger
und Autoren gehen damit ein hohes
Risiko ein. - Dieser Text erschien
im September 2014 in der
Süddeutschen Zeitung. Wegen seiner
aktuellen Relevanz ist er nun hier
in leichter Bearbeitung noch einmal
zu lesen. - Sonja Zekri -
Karikaturen, Spott, auch Häme über
Islamismus, Fanatismus und religiöse
Gewalt sind kein Monopol des
Westens. In der arabischen Welt
kursieren gerade jetzt wunderbare,
zum Brüllen komische Satiren auf die
Dschihadisten. Und die Zeichner,
Sänger, Regisseure und Autoren gehen
mindestens ein so hohes Risiko ein
wie ihre Kollegen von Charlie Hebdo.
(...)
Der Westen pocht auf Bekenntnisse
- Während die zivilisierte westliche
Welt auf Lichterketten der Muslime
gegen den Islamischen Staat oder
zumindest auf wirklich mal
eindrückliche Bekenntnisse zur
Gewaltfreiheit pocht, antworten die
Glaubensgenossen der Dschihadis auf
ihre Art: Sie fackeln ein Feuerwerk
an Spott ab, dass das Internet
glüht, auch im Irak, der eigentlich
gerade wenig zu lachen hat. Der
Sender Irakiya zeigt beispielsweise
ein Rennen à la IS: Auf der
Zielgerade zieht der Läufer mit
Shorts und Bart eine Pistole und
erschießt einfach alle anderen
Sportler.
Sagt Abu B: "Abu A, warum kämpfen
wir eigentlich?" Antwortet Abu A:
"Um den Tyrannen zu besiegen und den
Kalifen an seine Stelle zu setzen."
- "Und was macht der Kalif?" - "Er
herrscht ganz allein und bestraft
alle, die ihm nicht gehorchen." -
Schweigen. Noch mehr Schweigen. Sehr
großes Schweigen. Dann Abu B: "Das
ist ein richtig toller Plan." >>>
Die
Wahrheit ist nur eine Fußnote der
Geschichte -
Sascha Pommrenke - Warum der Streit
um ein inszeniertes Bild am Kern der
Kritik vorbeigeht - Der Diskurs, der
nun anhand des "historischen" Bildes
und der Kritik daran geführt wird,
ist eine Scheindebatte.
Regierungschefs taten so, als wären
sie an der Spitze der Demonstration
in Paris mitmarschiert, während sie
- aus Sicherheitsgründen - nur einen
isolierten Auftritt wagten, um zu
insunieren, sie seien mit dem Volk
gegen die Islamisten vereint. Medien
verbreiten die inszenierten Bilder,
ohne explizit zu erwähnen, wie sie
zustande kamen. Es geht nicht darum,
ob, wo und wie inszeniert wurde. Es
geht auch nicht darum, ob es aus der
Perspektive von Sicherheitsbeamten
sinnvoll ist, die politische Elite
zu separieren oder nicht. Es geht um
die transportierten Inhalte und um
das Selbstverständnis von
Journalisten.
Die Bundesregierung meldete:
"Gemeinsam mit Staats- und
Regierungschefs aus der ganzen Welt
haben die Bundeskanzlerin und
weitere Kabinettsmitglieder an der
Solidaritätskundgebung für die Opfer
in Paris teilgenommen. 'Wir stehen
eng an der Seite unserer
französischen Freunde', so Merkel."
Das wollten Merkel und Co.
mitteilen, die Medien haben dies
weitergereicht. >>>
Lügenpresse: ARD droht TAZ
- Der Chefredakteur von ARD-aktuell
mit Anschuldigungen und verdeckten
Drohungen gegen die
TAZ-Chefredakteurin Ines Pohl. Diese
hatte die manipulative
Berichterstattung in Sachen
Charlie-Demo kritisiert und den
Begriff "Lügenpresse" benutzt. - Nun
rudert sie zurück, offensichtlich
aus Angst, nicht mehr in Talk-Shows
eingeladen zu werden. Gestern haben
wir hier dokumentiert, wie ARD und
ZDF den Bürgern am Sonntag in allen
Hauptnachrichten- und
Sondersendungen eine faustdicke
Propagandamär über die Massendemo in
Paris vorgegaukelt haben. >>>
Foto-Antwort
auf israelische Bildmontage - Der
Marsch der Millionen Merkels
- Paris. Nachdem eine
ultraorthodoxe Zeitung in Israel
Angela Merkel und andere Frauen aus
einem Foto des Trauermarsches der
Staatschefs in Paris
herausretuschiert hatte, kommt die
Kanzlerin jetzt in einer weiteren
Fotomontage millionenfach zurück.
Das Bild "The Million Merkel March"
verbreitet sich rasant im Netz. >>>
World
'silent' when millions of Muslims
killed - The
world has been silent about the
killing of millions of people in the
Muslim world, Mehmet Gormez,
Turkey's head of religious affairs,
said Tuesday. "On one hand, (around)
12 million people have been
massacred in the Islamic world in
the last 10 years, and on the other
hand, 12 people were brutally killed
in Paris last week," Gormez said.
We saw people who did not speak up
about the killing of millions show
up at a rally against the murder of
only 12 people, he added. "The death
of a human is the death of humanity,"
Gormez said. "There is no difference
in brutal killings, whether in
Damascus, Baghdad or Paris." If the
world does not react to all killings
and massacres in the same manner
regardless of religion or location,
then all humanity will be doomed,
Gormez added. Gormez also said
that the Paris terror attacks on
Wednesday and Friday cannot be
accepted by any Muslim or any
sensible person. >>>
Zusammenbringen müssen, was nicht
zusammen geht
- Nicht nur nach dem Anschlag auf
"Charlie Hebdo", sondern nach jedem
Anschlag von Dschihadisten, wird von
Muslimen in Europa verlangt, dass
sie sich vom Terror distanzieren.
Aber wie sehr sie sich auch zum
Rechtsstaat bekennen - sie gelten
stets als illoyal. Warum der Dialog
im Moment so vergiftet ist wie nie.
- Sonja Zekri - Es ist, nach
all dem Hass und dem Schmerz, dem
Tod, dem Spott, den Abgründen eine
große, eine herzzerreißend
versöhnende Geste: Das Titelbild der
neuen Ausgabe von Charlie Hebdo,
veröffentlicht von den Überlebenden
des Massakers durch islamistische
Terroristen an ihren Kollegen, zeigt
- vor islamisch grünem Hintergrund -
den Propheten mit dem Slogan: "Ich
bin Charlie", darüber die Worte:
"Alles ist verziehen." Und Mohammed
weint.
Es schmälert nicht das Leid der
Redaktion in Paris, wenn man
festhält, dass dies für die
Karikaturisten eine eher
ungewöhnliche Haltung ist und dass
sich die Zeichnung auch ganz anders
und viel sarkastischer lesen lässt.
Dann nimmt der Kopf Mohammeds mit
Turban und Nase eine andere, weniger
unverfängliche Form an.
Bislang war der radikale Spott ihr
bevorzugtes Stilmittel, ihr
Instrument der Aufklärung, nicht
nur, aber auch über den Islam, ja,
den Propheten selbst. Für viele
Muslime, außer den sehr, sehr
säkularen, ist dies unerträglich. In
einem ruhigeren Moment, wenn das
Entsetzen über die Tat nicht mehr
alles dominiert und die Angst vor
einer Einschränkung der
Meinungsfreiheit sich gelegt hat,
könnte man darüber nachdenken, ob
das wirklich so funktioniert: Ob
Provokationen der Religion
tatsächlich eine Art Gewöhnung
hervorbringen, eine sinkende
Reizschwelle - oder genau das
Gegenteil. Es ist ja sehr die Frage,
ob sich der eigene Toleranzbegriff
durch die Leidensfähigkeit des
anderen demonstrieren lässt oder
gerade nicht. Auch strenggläubige
Katholiken oder orthodoxe Juden
begreifen wie alle Fundamentalisten
Hohn und Spott ja nicht als
Einladung zum Dialog. >>>
Report: Netanyahu guard shoved
French PM - French newspaper claims
member of security detail 'blocked'
Manuel Valls; Shin Bet denies report.
- Lior Zilberstein - French Prime
Minister Manuel Valls had an
uncomfortable encounter with one of
Prime Minister Benjamin Netanyahu’s
security guards on Sunday at the
Great Synagogue of Paris, according
to French newspaper Le Canard
Enchainé. The incident, which they
dubbed “Valls and the Gorilla”,
occurred during Sunday’s memorial
service in the Great Synagogue of
Paris for the victims of last week’s
terror attacks in the city.
According to the report, a member of
Netanyahu’s security detail shoved
France’s prime minister, grabbed his
arm, and blocked his way.
"It appeared that he wanted to
prevent Valls from getting close to
Benjamin Netanyahyu, who had just
sat down," the paper said. Valls
reportedly did not stay silent and
angrily told the Israeli guard:
“Here you are not responsible for
the law. You are responsible for the
Israeli prime minister’s security –
and that’s all.” >>>
Charlie Hebdo and the War for
Civilisation -
Media Lens - In 2003, a top security
expert told filmmaker Michael Moore,
‘there is no one in America other
than President Bush who is in more
danger than you’. (Michael Moore,
Here Comes Trouble: Stories From My
Life,’ Allen Lane, 2011, p.4)
Moore was attacked with a knife, a
blunt object and stalked by a man
with a gun. Scalding coffee was
thrown at his face, punches were
thrown in broad daylight. The verbal
abuse was ceaseless, including
numerous death threats. In his book,
Here Comes Trouble, Moore writes: ‘I
could no longer go out in public
without an incident happening.’
(p.20) A security company, which
compiled a list of more than 440
credible threats against Moore, told
him: ‘We need to tell you that the
police have in custody a man who was
planning to blow up your house.
You’re in no danger now.’ (p.23)
But why was Moore a target? Had he
published cartoons of the Prophet
Muhammad? The problem had begun in
the first week of the 2003 Iraq war
when Moore’s film Bowling For
Columbine won the Oscar for best
documentary. At the March 23 Academy
Awards ceremony, Moore told a global
audience >>>
Kolumne: Das Islam-Missverständnis
- von Jakob
Augstein - Der Anschlag von Paris
war kein "Angriff auf den Westen".
Wir erzeugen uns den "Islam", vor
dem wir uns fürchten, selbst. Wenn
der Westen in der Religion die
Ursachen des Terrors sucht, wird er
ihn nie besiegen können. Nach den
Anschlägen von Paris streitet der
Westen wieder einmal über sein
Verhältnis zur islamischen Welt.
Drei folgenreiche Missverständnisse
prägen die Debatte:
◾Der Anschlag von Paris war kein
"Angriff auf den Westen".
◾Wenn der Westen die Ursachen des
Terrors in der Religion sucht und
nicht in der Politik, wird er den
Terror nie besiegen können.
◾Und schließlich: Es gibt diesen
Gegner nicht, den wir zu sehen
glauben - wir erzeugen uns den
"Islam", vor dem wir uns fürchten,
selbst. >>>
"In
den Tod getrieben": „Charlie
Hebdo"-Mitgründer macht
Chefredakteur schwere Vorwürfe
- Katja Schwarz - Nach dem
Terroranschlag auf das
Satire-Magazin "Charlie Hebdo"
erhebt ein Gründungsmitglied schwere
Vorwürfe gegen den getöteten
Chefredakteur Stéphane Charbonnier.
„Er hat das Team in den Tod
getrieben“, sagte Henri Roussel dem
„Telegraph“. Er frage sich, was den
Charbonnier, besser bekannt als
„Charb“, dazu gebracht habe, das
Team zur rastlosen Überspitzung zu
drängen. >>>
Charlie I am Not
- Paul Street - Where
were those millions at any point
during the U.S. occupation of Iraq,
which killed more than 1 million
Iraqis and maimed and displaced
millions more? How about when
reports were first released of the
savage torture of thousands of
mostly Muslim detainees conducted by
the CIA and U.S. military
intelligence? Where were they when
Israel undertook horrific, openly
mass murderous assaults on
Palestinian civilians in the
open-air apartheid prison that is
the Gaza Strip in late 2008 and
again last summer? The high tech
military power and U.S. client
Israel — a nation that developed
nuclear weapons with the assistance
of France during the 1950s — killed
490 Palestinian children last July
and August. According to one report:
“[Israeli] Missiles have struck
several sites in Gaza, including a
park inside a refugee camp and an
outpatient building of the strip's
largest hospital, disrupting a
relative lull at the start of the
Muslim Eid al-Fitr holiday. Eight
people, including seven children,
died following missile fire on a
park inside the Shati refugee camp
on the edge of Gaza City, medics
said. The children were playing on a
swing when the strike hit the park,
Ayman Sahabani, the head of the
emergency room at Shifa hospital,
told reporters. Munzer al-Derby, 35,
who witnessed the strike, told Al
Jazeera: ‘The kids were playing on
the wheel... A rocket fell and cut
them apart…I know some of them. They
were from Al-Helou family who left
their homes in Shujayea (east Gaza
city, where massive [Israeli]
artillery fire destroyed
neighborhoods). They came here and
rented an apartment last week.’” [2]
>>>
Yes,
the new Charlie Hebdo cover is
offensive -
Those who want to claim we are in
the midst of a clash of
civilisations have an easy time
perpetuating their narrative. Just
look at the very different responses
to the new Charlie Hebdo cover. The
cartoon shows the Prophet Mohammed
weeping as he holds up a “Je suis
Charlie” placard – with the words
“All is forgiven” above the image.
Here’s what the cartoonist Renald
Luzier says about the moment he
conceived it: I cried. And it was
the front page. We had found the
front page. We had at last found
this damned front page. And it was
our front page, not the one the
world wanted us to do, but the one
that we wanted to do. It wasn’t the
front page that the terrorists
wanted us to do, because there isn’t
a terrorist in there. There’s just a
man crying, a character crying. It’s
Muhammad. I’m sorry, we drew him
again, but the Muhammad we drew is a
man crying, above all.
Most Western media have celebrated
the cartoon in similar terms. A
Guardian review of the new 1 million
print-run edition called it
“poignant”, “typically cheeky”,
“ribald”, “classic” Charlie Hebdo.
Reporting suggested that those
western publications that didn’t
publish the cover mostly refused to
do so out of fear of threats to
their staff. The response in parts
of the Muslim world was, of course,
much less enthusiastic. >>> |
15. 1. 2015
Mathias
Döpfner und die „Lage Israels“
-
Veröffentlicht am 14. Januar 2015
von Abi Melzer - Der 7. Januar 2015
hat auch in der Redaktion des
Broder-Blogs, “Achse des Guten”, wie
eine Bombe eingeschlagen. Man war
betroffen, man war vor allem
schockiert, weil man nicht wusste,
wie man darauf reagieren sollte. Nur
vier Tage später, nach der
furchtbaren Tat von Paris,
veröffentlicht der verlogene
Rattenfänger auf seinem Blog den
Beitrag: „Je ne suis pas Charlie –
und gerade deshalb für die absolute
Pressefreiheit!“ von Matthias
Heitmann. Ich schrieb daraufhin an
die “Achse”: „Hallo Kollegen, ich
freue mich, dass ihr euch endlich
für die „absolute Pressefreiheit“
bekennt. Ich hoffe es gilt auch für
Kritik an der Politik des Staates
Israel. Mit kollegialen Grüßen,
Abraham Melzer“.
Matthias Heitmann schreibt auf
diesem neokonservativen bis
reaktionären Blog: „Wer für sich das
Recht in Anspruch nimmt, die eigene
Meinung zu äußern, ist noch lange
kein Kämpfer für die
Meinungsfreiheit. Erst, wenn man das
Recht von Standpunkten verteidigt,
mit denen man sich nicht
identifiziert, tut man etwas für die
Meinungs- und Pressefreiheit.“ Man
könnte glauben, dass für das Blog
„Achse des Guten“ eine neue Zeit
angebrochen sei. Man traut seinen
Augen nicht, wenn man Zeilen wie
folgende liest: „Es geht bei diesem
Freiheitsrecht also nie um eine
konkrete Sichtweise, die für sich
genommen unbedingt zu verteidigen
wäre, sondern einzig und allein um
das vollständige und unbeschnittene
Recht des Individuums, selbst zu
entscheiden, was es sehen, hören
oder lesen und was es denken und
sagen will.“ Man kann nur hoffen,
dass die „Achse“ diese Worte für die
Zukunft beherzigen wird, aber man
kann es kaum glauben. Diese Absicht
dauerte auch nicht lange. >>>
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Nach
"Charlie Hebdo": Die Medien und die
große Ratlosigkeit
- Kolumne von Sascha
Lobo - Medien sind zur
Nichtratlosigkeit verdammt, sie
müssen alles sofort erklären. Ein
Problem, das längst auch die Politik
betrifft. Doch wer immer eine
Erklärung in der Tasche braucht, der
muss auch mal versagen.
Nach "Charlie Hebdo": Bestürzung,
Trauer, Mitschmerz. Und Einordnung.
Doch wenn ich ehrlich bin, bleibt es
beim Versuch. Stattdessen: ein
Gefühl der Verstörung. Es hängt
direkt mit der medialen Abbildung
zusammen. Mehr als irgendwo sonst
gilt diesmal: Was wir über "Charlie
Hebdo" wissen, wissen wir aus den
Medien - redaktionellen und
sozialen. Die enorme Solidarität war
eindrucksvoll und wichtig und half
sehr. Wenn aber über der
Berichterstattung ein Motto stünde,
wäre es: einer zutreffenden Deutung
der Ereignisse auf der Spur oder gar
der "Wahrheit". Es muss eine geben,
weil es sonst immer eine gibt.
Das Naziwort "Lügenpresse" wurde zum
Unwort des Jahres gewählt. Gut so.
Doch so gering die Selbstreflexion
mancher Medien scheint, so groß
scheint gleichzeitig ihre
Selbstreferenzialität zu sein. >>>
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Kommentar
Marsch der Mächtigen - Kein Bad in
der Menge -
Ines Pohl - Es ist naiv zu glauben,
dass Spitzenpolitiker wie normale
Bürger bei einer Demo mitlaufen.
Eine Inszenierung bleiben die Bilder
von Paris dennoch.
Besser kann man den Pegida-Leuten
kaum in die Hände spielen und
belegen, dass die Bezeichnung
„Lügenpresse“ mehr ist als ein böser
Kampfbegriff. Es ist überwiegend den
sozialen Netzwerken zu verdanken,
dass eine breite Öffentlichkeit nun
weiß, wie der Marsch der Mächtigen
in Paris tatsächlich aussah. >>>
"Charlie-Hebdo"-Trauermarsch
mit Regierungschefs
- François Hollande, Angela Merkel,
David Cameron und viele andere
Staatschefs setzen sich an die
Spitze des Solidaritätsmarsches für
die Terrorismus-Opfer. Dies
vermittelten am Sonntag die Bilder
aus Paris. Die Wahrheit sah etwas
anders aus. - Es waren historische
Bilder, die da aus Paris kamen.
François Hollande schritt voran,
Angela Merkel untergehakt, rechts
umfasste er den malischen
Präsidenten Keïta. Neben ihnen
Staatschefs aus Großbritannien,
Spanien und 40 anderen Ländern.
„Hinter ihnen folgen mehr als
anderthalb Millionen Menschen“, hieß
es etwa in der Wochenzeitschrift
„Die Zeit“ zum Solidaritätsmarsch
für die Terroropfer, der Paris am
Sonntag zur „Hauptstadt der Welt“
machte. Auch die MZ hatte berichtet,
dass Angela Merkel an der Spitze des
Zuges gegangen sei. >>>
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Pusch
den Bibi - Der israelische
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
steht für sein Verhalten beim großen
Gedenkmarsch in Paris bei seinen
Landsleuten in der Kritik.
- Vor laufenden Kameras hatte er
sich neben den Präsidenten von Mali
in die erste Reihe gedrängelt. -
Manche Israelis beobachteten am
Sonntag amüsiert, andere peinlich
berührt, wie Netanjahu sich forsch
seinen Weg in die erste Reihe des
Trauermarsches bahnte. War er zu
Beginn noch in der zweiten Reihe
postiert, nutzte er den ersten
Fotostopp der Kolonne, um den vor
ihm laufenden Präsidenten von Mali
zum Händeschütteln aufzufordern.
Dabei zwängte er sich mit einer
geschickten Körperdrehung neben ihn
und damit in die erste Reihe - wo er
nur mit wenig Abstand zum
Palästinenserpräsidenten Abbas
zweifellos für ein Bild mit
Symbolkraft sorgte. >>>
Premierminister ohne Scham -
Netanyahu in Paris
-
Felicia Langer - Es war eine
kolossale Demonstration gegen die
Terrorakte auf die Mitarbeiter der
Zeitung Charlie Hebdo und die Kunden
eines koscheren Supermarkts. 1,5
Millionen Menschen haben ihre
Solidarität mit den Opfern und für
Pressefreiheit und Toleranz
demonstriert. In der ersten Reihe
waren Regierungschefs und Minister
aus Frankreich, Deutschland,
Italien, Palästina, Ägypten und auch
Israel, das eine kolonisatorische
völkerrechtswidrige Besatzung des
palästinensischen Volkes seit fast
50 Jahren betreibt. >>> |
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Die
nächste Runde in Mittelost
Berlin nutzt das Massaker in Paris
zu einer umfassenden Kampagne für
die weitere Aufrüstung im
geostrategischen Kampf um die
Sicherung der Einflusssphären in
Nah- und Mittelost.
Man müsse im Kampf gegen den
"Islamischen Staat" (IS)
zusammenstehen, erklärt
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit
Blick auf die Pariser Demonstration
am vergangenen Wochenende. Weil der
IS eine Bedrohung sei, müsse man ihn
bekämpfen und nun die Lieferung
weiterer Waffen an die Peschmerga im
Nordirak in Betracht ziehen, heißt
es in Berlin. Noch im Januar wird
der Bundestag einen Irak-Einsatz der
Bundeswehr beschließen. Während
Berlin ausdrücklich erklärt, es
werde sich nur um einen Einsatz zur
Ausbildung irakischer Streitkräfte
handeln, bereiten die USA
Medienberichten zufolge "eine
gewaltige Frühjahrsoffensive" vor,
um irakischen Truppen bei der
Rückeroberung IS-kontrollierter
Gebiete zu helfen. Der neue
Irak-Einsatz der Bundeswehr folgt
auf das Scheitern der bisherigen
Bemühungen, in Afghanistan, im Irak
oder in Syrien zuverlässig
prowestliche Regime zu installieren.
Dem IS, gegen den der Krieg sich
richtet, hat der Westen selbst den
Weg an die Macht ermöglicht. >>>
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Gastkommentar zu «Charlie Hebdo» -
Mit Zauberlehrlingen in einem Boot
- Thomas Maissen - Es ist klar, auf
welcher Seite wir kämpfen, wenn es
um den Zeichenstift und das Gewehr
geht. Aber es gibt bessere
Schlachtfelder als das Recht auf
religiösen Spott.
500 Meter von meinem Büro entfernt,
haben Islamisten zwölf Menschen
ermordet, weil einige von diesen den
Islam (wie andere Religionen auch)
von ihrer Satire nicht ausgenommen
hatten. Nicht viel weiter weg liegt
die Place de la République, auf der
wir mit einer Million Menschen für
die Pressefreiheit demonstriert
haben. Besonders sensibel hat die
hauptbetroffene Berufsgruppe
reagiert: die Journalisten. Viele
Zeitungen haben Karikaturen aus
«Charlie Hebdo» nachgedruckt. Auch
dänische Periodika haben das getan.
Rücksichtnahme auf Empfindlichkeiten
- «Jyllands-Posten» aus Aarhus hat
bei dieser Solidaritätsaktion nicht
mitgemacht. Ist das Feigheit,
nachdem «Charlie Hebdo» seinerseits
2005 die berüchtigten
Mohammed-Karikaturen abgedruckt hat,
die «Jyllands-Posten» damals
veröffentlichte? Oder war es weise
Zurückhaltung, um das Leben der
Mitarbeiter nicht zu gefährden, wie
der Chefredaktor der dänischen
Zeitung erklärte?
Nicht nur wurden diese seit 2005 mit
dem Tod bedroht; es gab auch schon
Attentatsversuche, die zum Glück
gescheitert sind. «Jyllands-Posten»
hat 2005 Geister gerufen, welche die
Zeitung seither nicht mehr loswurde.
Schon vor dem Pariser Attentat hat
der Karikaturenstreit Dutzenden von
Menschen das Leben gekostet – nicht
in Dänemark, sondern zumeist in
mehrheitlich muslimischen Ländern,
wo der Mob Angehörige der
christlichen Minderheit für die
Karikaturen verantwortlich machte,
die er als Schmähung des Propheten
empfand. Das war die Tat
fanatisierter Mörder, und sie können
ihre Verantwortung dafür auf
niemanden abschieben.
Gleichwohl: Ohne die dänischen
Karikaturen würden diese
Unschuldigen noch leben. Waren sie
die unvermeidlichen Opfer, die man
in einem Krieg gegen den Terror und
für die Pressefreiheit in Kauf
nehmen muss? Die Pressefreiheit ist
weder in Dänemark noch in Frankreich
grundsätzlich gefährdet >>> |
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Premierminister
ohne Scham
Netanyahu in Paris
Felicia Langer
Es war eine kolossale Demonstration
gegen die Terrorakte auf die
Mitarbeiter der Zeitung Charlie
Hebdo und die Kunden eines koscheren
Supermarkts. 1,5 Millionen Menschen
haben ihre Solidarität mit den
Opfern und für Pressefreiheit und
Toleranz demonstriert. In der ersten
Reihe waren Regierungschefs und
Minister aus Frankreich,
Deutschland, Italien, Palästina,
Ägypten und auch Israel, das eine
kolonisatorische völkerrechtswidrige
Besatzung des palästinensischen
Volkes seit fast 50 Jahren betreibt.
Benjamin Netanyahu war in der ersten
Reihe, wo er sich hingedrängelt
hatte. Netanyahu, dessen Soldaten
erbarmungslos Journalisten getötet
haben, insbesondere während der
Gaza-Kriege. Netanyahu, der den
letzen blutige Krieg gegen Gaza im
Jahre 2014 auf seinem Gewissen hat,
mit 2.310 Toten, unter ihnen 500
Kinder. 10.626 wurden verletzt, die
Infrastruktur in Gaza wurde
zerstört.
In Gaza wurde jetzt der Notstand
ausgerufen, wegen der Kälte.
Tausende sind noch obdachlos, viele
Häuser sind noch Ruinen. Die
palästinensische Gemeinschaft in
Deutschland hat sich an die
deutschen Politiker gewandt: „Die
Menschen von Gaza vegetieren, in
billigen Containern und in den
Ruinen ihrer zerstörten Häuser. Gaza
stirbt. Die traumatisierten Menschen
haben längst die Hoffnung auf ein
würdiges Leben verloren. Fünf Monate
nach dem Krieg ist noch kein
einziges Haus aufgebaut.“
Die traumatisierten Kinder haben es
noch schwerer, wie z.B. Muntasser,
11 Jahre alt, vor dessen Augen sein
Bruder beim Spielen von israelischen
Raketen getötet wurde. Muntasser
wollte sich umbringen. Die kleine
Aisha, deren Mutter getötet wurde,
sagt, sie will sterben, und dort
werde sie ihre Mutter sehen. Der
Krieg 2014 hat über 1.560 neue
Waisenkinder geschaffen.
Das alles und noch viel mehr hat die
„moralischste Armee“ unter Benjamin
Netanyahu gemacht. Er hat keine
Scham, der israelische Premier.
Seine Kriegsverbrechen sind zur Zeit
straffrei, aber nicht für immer.
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Ein Neuanfang ist nötig - auf allen
Seiten
- Heiko Flottau - Die Analysen des
Terrorangriffes in Paris sind
richtig, doch es fehlt ein Aspekt –
die arabische Welt nimmt die USA und
Europa vor allem als Kolonialmächte
wahr.
In der Berliner Zeitung vom Samstag,
dem 10 Januar, erklärt Mouhamad
Khorchide, in Beirut geborener und
in Münster lehrender Professor für
islamische Religionspädagogik,
Muslime ausserhalb Europas verbänden
mit „dem Westen“ nicht so sehr den
Hort von Demokratie und
Menschenrechten, sondern
Machtpolitik ohne Rücksicht auf
Rechte und Werte anderer. „Solche
Wahrnehmungen lassen sich mit
Theologie allein nicht verändern",
sagte Khorchede in dem Interview.
Ob die alle menschlichen Werte
verachtenden Terroristen von Paris
die Geschichte westlicher
Machtpolitik, westlicher
Interventionen im Nahen Osten also,
im Einzelnen gekannt haben, ist mehr
als zweifelhaft. Ihre Hintermänner
aber indoktrinieren solche
Verbrecher mit zwei Dingen: seit
mehr als einem Jahrhundert hätten
Europa und die USA die muslimische
Welt nach ihren eigenen ökonomischen
und politischen Interessen
gestaltet. Und: um sich heute
dagegen zu wehren gebe es nur ein
Mittel, den, angeblich im Islam
vorgeschriebenen, „Heiligen Krieg“,
den Dschihad.
Tatsächlich ist die Liste westlicher
Interventionen in die Geschicke des
Mittleren und Nahen Ostens lang. >>>
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Als
der Mossad einen großen
palästinensischen Karikaturisten in
London ermordete
- Erinnern wir uns! Der im Nahen
Osten berühmte palästinensische
Zeichner und Karikaturisten Naji
al-Ali wurde am 22. Juli 1987 in
London ermordet, in der Nähe der
(Agentur der) kuweitischen
Tageszeitung Al-Qabas, bei der er
arbeitete. Arabischen Potentaten
gegenüber war er respektlos, den
Zionismus nannte er beim Namen und
denunzierte die Korruption
bestimmter palästinensischer
Politiker. Ein professioneller
Mörder jagte ihm eine Kugel in den
Kopf und setzte seinen Weg in Ruhe
fort ohne in Angst versetzt zu
werden.
Die westliche Presse hat sich über
diesen Angriff auf die
Meinungsfreiheit nicht aufgeregt,
wie dies heute nach dem Attentat
[..] auf Charlie Hebdo der Fall ist.
Zweierlei Gewichtung und zweierlei
Maß?
Zehn Monate später nahm Scotland
Yard einen gewissen Ismail Suwan
fest, einen palästinensischen
Studenten, der in die Organisation
des Mordes verwickelt war. Im Verhör
bekannt er, dass er vom Mossad
rekrutiert worden war und seine
Vorgesetzten ihn vom Mordprojekt
informiert hatten.
Angesichts der Weigerung Israels
sich zu dem Verbrechen zu äußern,
ordnete Margaret Thatcher -
britische Premierministerin - die
Schließung der Funkstation (antenne)
des Mossad in London - Palace Green
- und die Ausweisung der beiden
israelischen "Diplomaten" an. Obwohl
MI5 - britischer
Innen-Nachrichtendienst -die
Identität des Mörders kannte - ein
Agent von Kidon, Aktionsdienst des
Mossad - wurde sie niemals
öffentlich bekannt gemacht.
Die westliche Presse hat niemals
Himmel und Erde in Bewegung gesetzt,
um den Mörder und jene, die die
Befehle erteilt haben, zu ergreifen
und vor Gericht zu stellen.
Der Mossad hat seine Aktivitäten in
Großbritannien ruhig weiter geführt,
aber ohne offiziellen Status.
Es musste bis 1998 gewartet werden,
bis Ephraim Halevy, neu zum Kopf des
Mossad ernannt, von Margaret
Thatcher die Wiedereröffnung des
Mossadbüros in London erhielt.
Man muss lesen: Le Livre de Handala,
caricatures de Naji al-Ali,
erschienen 2011 bei Ed. Scribest
(140 unveröffentlichte und mit
Erklärungen versehene Zeichnungen
von Naji al-Ali).
In der Präsentation des "Livre de
Handala" hat der französische
Zeichner und Karikaturist Siné (im
Juli 2008 vom damaligen Direktor
Philippe Val aus Charlie Hebdo wegen
antisemitischer Äußerungen
entlassen), daran erinnert, dass der
Zeichner "wegen Überzeugungen, die
er mit seinen Zeichnungen und seine
kleine Gestalt mit dem Namen
Handala, wunderbar ausgedrückt hat",
getötet wurde.
Handala, ein 10-jähriger ärmlicher
palästinensischer Flüchtling ist in
allen Zeichnungen von Naji al-Ali
gegenwärtig, mit dem Rücken zur
Welt, die sein Vok verraten hat.
Auszug aus dem Livre de Handala: Le
Livre de Handala. Les dessins de
résistance de Naji al-Ali... s.im
Originaltext.
http://www.mondialisation.ca/quand-le-mossad-assassinait-a-londres-un-grand-caricaturiste-palestinien/5423977
Übersetzung: K. Nebauer
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Niemand
spricht von den Ursachen für den
Hass
Nach den Anschlägen in Paris schlug
die Stunde der Heuchler
Arn Strohmeyer
Der Anschlag auf die Redaktion des
Satire-Magazins Charlie Hebdo war
ein furchtbares Verbrechen, ein
schrecklicher Mord an Unschuldigen.
Er war auch ein Anschlag auf ein
wichtiges Element der westlichen
Kultur: auf die Presse- und
Meinungsfreiheit, die ein hoher Wert
ist und für die viele Generationen
in Europa gekämpft haben. Dieses
beste Erbe der Aufklärung zu
schützen und zu bewahren, ist die
Pflicht jedes denkenden Menschen.
Ein Journalist schrieb dieser Tage:
„Das zentrale Merkmal der Aufklärung
ist, alles hinterfragen zu dürfen.
Das Licht der Vernunft soll in jeden
Winkel scheinen, um Unterdrückung,
Aberglauben, Intoleranz und
Vorurteile zu überwinden. Und das
stört all jene, die manchen Bereich
lieber im Dunkeln lassen wollen.“
Charlie Hebdo hat die aufklärerische
Freiheit bis zur Blasphemie
ausgereizt und dabei niemanden
geschont – weder Christen, Muslime
und Juden. Das ist oft vielleicht
bitter, aber man muss es ertragen.
Die Freiheit des Wortes und des
Bildes sind der höhere Wert.
Wenn man dann aber die Fotos von dem
großen Protestzug am Sonntag in
Paris sieht, wo da in der ersten
Reihe viele Lenker bedeutender
Staaten für Solidarität, Toleranz,
Rechtstaatlichkeit, Meinungsfreiheit
und Gleichberechtigung – mit einem
Wort für die sogenannten Werte der
westlichen Staatengemeinschaft – und
gegen den Hass demonstrierten,
musste man sich doch verwundert die
Augen reiben. Denn sind nicht viele
von den Damen und Herren in der
ersten Reihe der großen
Demonstration für den Hass
mitverantwortlich, gegen den sie da
protestieren? Ist es nicht die
Politik des Westens insgesamt – der
USA und Europas – , die durch ihre
Jahrzehnte langen politischen und
militärischen Interventionen die
nah- und mittelöstliche Region erst
ins Chaos gestürzt und damit den
Hass gesät hat, der heute als „Fluch
der bösen Tat“ (Peter Scholl-Latour)
auf ihre Verursacher zurückschlägt?
Man muss diese Sätze von Jürgen
Todenhöfer in Erinnerung rufen:
„Nicht ein einziges Mal in den
letzten zweihundert Jahren hat ein
muslimisches Land den Westen
angegriffen. Die europäischen
Großmächte und die USA waren immer
Aggressoren, nie Angegriffene.
>>>
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Je
ne suis pas Charlie Hebdo: Je suis
Ahmed!
Dr. Ludwig Watzal
Marschieren nicht bis auf Bush und
Blair die Verursacher des Terrors
gegen den Islam in der ersten Reihe?
- Die Ermordung der
Redaktionsmitglieder der
Satirezeitschrift "Charlie Hebdo",
der Polizisten und der Geiseln im
jüdischen Supermarkt in Paris war
ein grauenvolles Verbrechen. Die
Massendemonstration gegen diese
Terroranschläge in Paris war dagegen
Ausdruck einer Betroffenheitskultur
und hatte nur am Rande mit
Pressefreiheit zu tun, denn dafür
stand die Satirezeitschrift "Charlie
Hebdo" nicht.
In diesem Trauermarsch, der von den
Verursachern dieser Malaise
angeführt worden ist, haben nur noch
George W. Bush und Tony Blair
gefehlt. Nikolas Sarkozy, der auf
Geheiß eines kriegslüsternen
französischen
Philosophie-Professors, den Überfall
auf Libyen angeordnet hatte, drängte
sich doch tatsächlich von der
dritten in die erste Reihe. Wollte
er seinem israelischen Bruder im
Geiste näher sein, der laut
israelischen Medienberichten gar
nicht eingeladen worden war? Er kam
in Begleitung seiner rechtsextremen
Kabinettsmitglieder Lieberman und
Bennett. Netanyahu hörte auch gar
nicht auf, seinen Fans zuzuwinken.
Es schien, als befände er sich auf
Wahlkampftour. Folglich musste auch
der Repräsentant der Palästinenser,
Präsident Abbas, in der ersten Reihe
mit marschieren. Die Frage, warum
Obama nicht mit marschiert ist, ist
müßig. Waren nicht alle relevanten
Akteure gegen den Islam präsent?
"Charlie Hebdo" trägt als Untertitel
"Journal Irresponsable", und dies zu
Recht. Ebenso unverantwortlich hat
sich auch der Chefredakteur
gegenüber seiner Umwelt verhalten,
als er schrieb: "Ich habe keine
Angst vor Repressalien. Ich habe
keine Kinder, keine Frau, kein Auto,
keine Schulden. Das klingt jetzt
sicherlich ein bisschen schwülstig,
aber ich sterbe lieber aufrecht, als
auf Knien zu leben." Nein, diese
intellektuelle Verworrenheit ist
nicht "schwülstig", sie ist schlicht
verantwortungslos. Als politische
Monade kann man solch einen
politischen Unfug äußern, aber nicht
wenn man Verantwortung gegenüber
seinen Mitarbeitern und der
Öffentlichkeit trägt.
>>>
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Trauermarsch
in Paris: Netanyahu soll sich selbst
eingeladen haben
- Nicolas Sarkozy? Stand nicht da,
wo er sollte. Barack Obama? War gar
nicht da. Und Benjamin Netanyahu?
War bei der Trauerfeier in Paris
sehr präsent - hätte aber eigentlich
zu Hause bleiben sollen.
Es war ein denkwürdiger Sonntag in
Paris - in vielerlei Hinsicht. Wegen
der überwältigenden Beteiligung an
der Trauerfeier und dem Gedenkmarsch
für die Opfer der "Charlie
Hebdo"-Morde. Wegen der
beeindruckenden Bilder von mehr als
40 Staats- und Regierungschefs, Arm
in Arm gegen den Terrorismus. Aber
auch wegen einer ganzen Serie von
protokollarischen Verfehlungen rund
um die Feier. Zunächst kam
US-Präsident Barack Obama gar nicht
nach Paris - und sorgte damit in der
Heimat für Irritation. Dann fiel
auf, dass sich Frankreichs
Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy bei
dem Marsch in die erste Reihe
gemogelt hatte. Dort hatte er
eigentlich nichts verloren.
Und jetzt gibt es auch noch
Diskussionen um Benjamin Netanyahu.
Israels Ministerpräsident soll sich
gegen den Willen der französischen
Regierung selbst zum großen
Trauermarsch für die Opfer der
Anschläge von Paris eingeladen
haben. Dies berichten
übereinstimmend mehrere israelische
Medien. >>>
Ungebetener Gast - Israelischer
Wahlkampf in Paris
- Knut Mellenthin - Er erwarte von
den Führern der Welt, dass sie den
Terror auch bekämpfen, »wenn er sich
gegen Israel und die Juden richtet«,
verlangte Premier Benjamin Netanjahu
am Sonntag in der französischen
Hauptstadt. Das ist auf den ersten
Blick ein überflüssiges Ansinnen, da
dies seitens der meisten Regierungen
und des UN-Sicherheitsrats ohnehin
bei jedem Anlass bekräftigt wird.
Auch bei der Massendemonstration in
Paris am Sonntag ging es, neben
anderen Opfern, um ermordete Juden.
Was Netanjahu wirklich meinte, war:
Israel will mehr Unterstützung für
seine Kriegführung in Gaza, die
keine Rücksicht auf die
Zivilbevölkerung nimmt. Und Israel
will die Europäer davon abbringen,
einen Palästinenserstaat
anzuerkennen. Dafür nutzt der
israelische Regierungschef jede sich
bietende Gelegenheit. Gleichzeitig
appellierte Netanjahu an die
ungefähr 600.000 französischen
Juden, dass ihre »wahre Heimat«
Israel sei. >>>
Bibi’s Insult to France
- Richard Silverstein - Haaretz
reports the astonishing news that
Francois Hollande, France’s
president, asked both Israel and
Palestine not to send
representatives to today’s march in
memory of the Charlie Hebdo and
Jewish terror victims. The French
wished to confine the march and
political discussion surrounding the
terror attacks to the victims and
the suffering nation. They wanted to
avoid having the complicating issues
of the Israeli-Palestine conflict
muddy the waters.
Hollande was also reacting to
Netanyahu’s previous act of bad
faith after the Toulouse terror
attack, when he joined the funeral
service and publicly called for
French Jews to leave for Israel
before it was too late. Political
leaders don’t forget when foreigners
insult their nation, nor did
Hollande.
At first, both Netanyahu and Abbas
agreed to the request. But then
Avigdor Lieberman and Naftali
Bennett, both in high election
campaign mode, announced that they
would attend the rally. This left
Netanyahu, at least in his view,
with no choice but to defy the
French request and insist on
attending. Naturally, the French
were unhappy >>> |
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In Solidarity With a Free Press:
Some More Blasphemous Cartoons
- Glenn Greenwald - Defending free
speech and free press rights, which
typically means defending the right
to disseminate the very ideas
society finds most repellent, has
been one of my principal passions
for the last 20 years: previously as
a lawyer and now as a journalist. So
I consider it positive when large
numbers of people loudly invoke this
principle, as has been happening
over the last 48 hours in response
to the horrific attack on Charlie
Hebdo in Paris.
Usually, defending free speech
rights is much more of a lonely
task. For instance, the day before
the Paris murders, I wrote an
article about multiple cases where
Muslims are being prosecuted and
even imprisoned by western
governments for their online
political speech – assaults that
have provoked relatively little
protest, including from those free
speech champions who have been so
vocal this week.
I’ve previously covered cases where
Muslims were imprisoned for many
years in the U.S. for things like
translating and posting “extremist”
videos to the internet, writing
scholarly articles in defense of
Palestinian groups and expressing
harsh criticism of Israel, and even
including a Hezbollah channel in a
cable package. That’s all well
beyond the numerous cases of jobs
being lost or careers destroyed for
expressing criticism of Israel or
(much more dangerously and rarely)
Judaism. I’m hoping this week’s
celebration of free speech values
will generate widespread opposition
to all of these long-standing and
growing infringements of core
political rights in the west, not
just some. >>> |
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Die gestrige Manifestation von Paris
wird, so eindrucksvoll sie auch war,
die Möglichkeit zur Sozial- und
Medienkritik um Jahre zurückwerfen
- Albrecht Müller - (...)
1.Die westliche Politik nutzt das
Verbrechen, um ideologisch
aufzurüsten: die Morde waren ein
Anschlag auf unsere „Werte“, auf die
Freiheit und insbesondere auf die
Pressefreiheit, auf die Demokratie.
– Damit wird vergessen gemacht, wie
wertlos, wie wenig orientiert an
Grundwerten der Menschlichkeit und
Brüderlichkeit die Politik geworden
ist. Es wird vergessen gemacht, dass
es die vielbeschworene
Wertegemeinschaft gar nicht gibt. Wo
ist denn die Brüderlichkeit bei der
Übertragung der sogenannten
Reformpolitik auf Griechenland und
andere Länder? Wo ist denn die
Brüderlichkeit im Umgang mit den
Menschen in Staaten, die der Westen
destabilisiert hat? Wo ist denn die
Gerechtigkeit geblieben? Und wo ist
die Freiheit in Guantanamo
geblieben? Und an vielen anderen
Orten der Welt?
2.Die Überschriften und Botschaften
lauten wie gestern in der
Tagesschau/Tagesthemen: „Gemeinsam
gegen den Terror“, „Die Welt rückt
zusammen“; in meiner Zeitung:
„Europa vereint gegen den Terror“.
Was bleibt als Hauptbotschaft bei
solchen Schlagzeilen und den
entsprechenden Berichten über: „Wir
sind die Guten“. – Merken die
Bewunderer der großen Solidarität
von gestern nicht, dass hier
zugleich die Sauce des Einvernehmens
über die überall sichtbare
Ungerechtigkeit und über Gängelung
und Überwachung und auch über die
gängige Korruption im Westen gekippt
wird?
3.Sowohl in der Übernahme des
Sprachgebrauchs – „Terror“ – als
auch in auffallend oft
hinterlassenen Bemerkungen zur
angeblichen Notwendigkeit besserer
Kooperation mit den USA und im
Westen insgesamt muss doch klar
werden, dass diese schrecklichen
Ereignisse von Paris benutzt werden,
den Schulterschluss zwischen den USA
und Europa fester zu machen und
überall >>> |
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Trauermarsch
in Paris
- 11. 1. 2015 -
Terroristen schleichen sich
in Antiterror-Demos ein. Das
ist nicht der Kampf gegen
Terror, den ich mir erwarte.
Sorry, wenn ich die
eindrucksvolle Würde der
Kundgebungen störe, aber das
muss einfach gesagt werden.
Der Kampf gegen Terror muss
sich gegen alle Arten und
nationale und religiöse
Herkunft der Täter richten.
- Fritz Edlinger - Quelle
facebook
Palästinensische Demos für
Terroropfer - „Palästina mit
Frankreich solidarisch“
- Fatah und PLO bekunden
ihre Anteilnahme für die
Opfer und demonstrieren
gegen Fundamentalismus. Auch
die Hamas verurteilt die
Anschläge in Paris. -Mit
Kundgebungen haben
Palästinenser im
Westjordanland ihre Abscheu
gegen die Anschlagsserie in
Paris zum Ausdruck gebracht.
In Ramallah nahmen am
Sonntag auf Einladung der
PLO und der Fatah-Partei von
Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas auch viele
Politiker >>> |
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Presseschau zum Anschlag auf
Charlie Hebdo: “Frankreich
im Krieg”
- Von Bodo Straub, Susanne
Kaiser, Amina Nolte und
GastautorIn - Der Anschlag
auf Charlie Hebdo hat auch
im Nahen Osten Bestürzung
hervorgerufen. Politiker und
Journalisten drücken ihre
Solidarität mit den Opfern
aus – und stellen den
Angriff in Zusammenhang mit
dem islamistischen Terror in
der Region. Auch „Pegida“
kommt zur Sprache.
Presseschau von Susanne
Kaiser, Amina Nolte,
Friedrich Schulze und Bodo
Straub. >>>
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»Ich bin Ahmed«
- Emran Feroz - Nach dem
Anschlag und den
Geiselnahmen in Frankreich
wächst der Druck auf Muslime
- Nicht erst seit den
Geschehnissen in Paris
stehen Muslime unter
Generalverdacht. Doch
seitdem hat sich die
Situation wieder verschärft.
- Nach dem fürchterlichen
Anschlag auf die Redaktion
des französischen
Satiremagazins »Charlie
Hebdo« befinden sich auch
die Muslime in Europa, als
dessen Teil sie immer noch
nicht betrachtet werden, im
Ausnahmezustand. Schon
wenige Minuten nach
Bekanntwerden des Massakers
– zu einem Zeitpunkt, an dem
Fakten, Motive und
Hintergründe der Tat
weitgehend unbekannt waren –
entlud sich der blanke Hass
ein weiteres Mal auf jene
Minderheit, die nicht erst
seit Pegida und Co., sondern
seit Jahren in die Ecke
gedrängt wird. >>> |
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France Bans Pro-Palestine
Demonstrations
- Anyone who breaks the ban
faces a year in prison and a
15,000 euro fine. -
Pro-Palestinian
demonstrators holding
banners and chanting slogans
walk in Paris, Saturday,
July 19, 2014, to protest
against the Israeli army’s
shellings in the Gaza strip.
MailOnline US - news, sport,
celebrity, science and
health stories France’s
Socialist government
provoked outrage today by
becoming the first in the
world to ban protests
against Israeli action in
Palestine. In what is viewed
as an outrageous attack on
democracy, Socialist
Interior Minister Bernard
Cazeneuve said mass
demonstrations planned for
the weekend should be
halted.
Mr Cazeneuve said there was
a ‘threat to public order’,
while opponents said he was
‘criminalising’ popular
support of the Palestinian
people. But Mr Cazeneuve
fears there might be a
repeat of the fights between
‘ultra’ Jewish vigilantes
and pro-Palestinians which
happened after a
demonstration last Sunday.
Referring to the main Paris
march, Mr Cazeneuve said: ‘I
consider that the conditions
are not right to guarantee
security.’ >>> |
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No to Netanyahu at Charlie
rally!
- Michel Warschawski - All
the Israeli right will be
represented at the
manifestation of solidarity
with Charlie Hebdo. I can
only repeat what I've
already written: it is
imperative to reject the
united front of Charlie and
to put borders, as airtight
as possible, between our
camp and all who come to
interfere and pollute with
their racist clash of
civilizations discourse,
most of the values defended
by Charlie.
In these days I protest
against the sacred union in
solidarity with Charlie
Hebdo, bringing together
right and left in an
unanimously made hypocrisy
and manipulation. The
victims, I have no doubt,
would have vomited in their
drawings and texts at the
presence of those they had
constantly denounced.
The presence of "world
leaders" at the Paris rally
scheduled for today, Sunday,
January 11, is a true
violation of the victims of
the massacre of Charlie's
editorial team. This
morning, reading the
newspaper, I too, wanted to
vomit: Israeli Prime
Minister Benjamin Netanyahu
decided to come to Paris and
join a demonstration of
solidarity. >>> |
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Muslim supermarket worker
Lassana Bathily saved six
shoppers lives.
- Rachel Cadars - While a
radical Islamist was
carrying out a shooting
spree and taking hostages at
a kosher supermarket in a
Paris suburb on Friday,
another Muslim, Lassana
Bathily from Mali, who
worked at the store, was
saving the lives of shoppers
and helping them hide in a
supermarket freezer >>> |
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11. 1. 2015
Sind wir alle »Charlie Hebdo«?
- Das Attentat auf die Journalisten
von „Charlie Hebdo“ war ein
grauenhaftes Verbrechen. Doch die
Antwort darauf ist keine Bewegung
für das Recht auf rassistische
Karikaturen, meint Hans Krause.
Maskierte Männer mit Gewehren
stürmen die Redaktion und ermorden
insgesamt zwölf Menschen. Die
meisten davon Journalisten und
Zeichner der traditionsreichen
linken Satirezeitschrift »Charlie
Hebdo«.
Journalisten machen sich oft keine
Freunde, werden scharf kritisiert,
beleidigt und manchmal sogar
angegriffen. Aber ein Attentat, dass
eine halbe Redaktion buchstäblich
auslöscht ist eine neue Qualität der
Gewalt und durch nichts zu
rechtfertigen.
Viele spekulieren jetzt, ob die
Mörder muslimische Dschihadisten
oder Terroristen waren oder Kämpfer
für den Krieg im Irak angeworben
haben. Doch über die etwa vier
Millionen Muslime in Frankreich, die
dort seit Jahren für alles Übel
dieser Welt verantwortlich gemacht
werden, sprechen nur wenige. Dabei
sind sie es, die von der zunehmenden
Armut im Land am meisten betroffen
sind. Mittlerweile sind 140.000
Menschen in Frankreich obdachlos,
doppelt so viele wie noch im Jahr
2001. Ein Viertel von ihnen ist
berufstätig, verdient aber so wenig,
dass es nicht für Miete reicht.
Ein Franzose mit heller Haut und
französischem Namen wird bei
gleicher Qualifikation zweieinhalb
Mal so oft zu Vorstellungsgesprächen
eingeladen, wie jemand mit
arabischem Namen. . >>> |
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«Die Muslime haben keine Antwort auf
den Radikalismus»
- Stefan von Bergen - Am Tag nach
dem Anschlag in Paris sprach der
muslimische Psychologe und
Jugendarbeiter Ahmad Mansour in Bern
vor dreihundert Schülern Klartext.
Er verortet die Muslime zwischen
Radikalismus und Opferrolle.
Herr Mansour, Sie sind Muslim und
kritisieren den Islam. Was
kritisieren Sie genau? - Ahmad
Mansour: Ich kritisiere nicht den
Islam an sich, sondern
problematische Inhalte dieser
Religion. Ich versuche zu
differenzieren. Der Islam, den meine
Mutter lebt, ist nicht der Islam der
IS-Terroristen, der Muslimbrüder
oder der politischen Verbände, die
in Europa die Muslime vertreten
wollen. Was ich problematisch finde,
sind religiöse Inhalte wie die
Angstpädagogik. Dass also Kinder mit
einem Gott aufwachsen, der mit
Himmel, Hölle und Strafe droht und
keine Zweifel an seinem Wort im
Koran zulässt. Ich kritisiere, dass
die Sexualität tabuisiert und als
Sünde betrachtet wird. Dass
Jugendliche nicht frei entscheiden
können. Ich kritisiere einen
buchstabengetreuen Glauben. Das sind
Religionsinhalte, die wir in einer
demokratischen Gesellschaft nicht
akzeptieren dürfen. >>> |
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Das wird man doch wohl noch zeichnen
dürfen!
- Harald Neuber - Das Satireblatt
Charlie Hebdo ist kein Vorbild für
Meinungsfreiheit. Und die
demonstrativ zur Schau gestellte
Solidarität mit den toten
Journalisten ist heuchlerisch
Die blutige Attacke auf die
Redaktion der französischen
Satirezeitschrift Charlie Hebdo
könnte für Europa ein Fanal im
Antiterrorkampf werden wie dies der
11. September 2001 für die USA ist.
Darauf deuten sowohl die Brutalität
des Überfalls hin, bei dem die
Angreifer zehn Journalisten und zwei
Polizisten ermordeten, als auch die
Reaktionen in Frankreich und anderen
EU-Mitgliedsstaaten. Frankreichs
Präsident François Hollande sprach
umgehend von einem Terrorangriff,
europäische Amtskollegen
verteidigten in ihren
Kondolenzbotschaften "westliche
Werte". Es ist müßig, festzustellen,
dass keine Zeichnung und kein
journalistischer Beitrag Mord
rechtfertigt. Allerdings hilft der
phrasenartige Sermon, der jetzt von
Politik und Medien kommt, nicht
weiter, um das Geschehen in allen
Dimensionen zu erfassen.
Es ist derzeit kaum möglich, eine
notwendige Trennlinie zwischen der
Solidarität mit den Opfern und ihren
Familien auf der einen Seite sowie
einer gebotenen kritischen
Auseinandersetzung mit ihrer
redaktionellen Arbeit andererseits
zu ziehen. Hier ein Versuch. >>> |
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Prophet Muhammad: Perfektes Objekt
für die "Parodia sacra"
- Gudrun Harrer - Laut dem strengen
salafistischen Islam dürfte er nicht
verehrt werden. Aber da er der
"perfekte Mensch " war, darf man ihn
auch nicht beleidigen. Gelacht wird
über Religion trotzdem in der
islamischen Welt
Vor wenigen Tagen hat der Großmufti
von Saudi-Arabien, ein direkter
Nachkomme von Muhammad Ibn
Abdulwahhab (nach dem die
Bezeichnung Wahhabismus abgeleitet
ist), die Feiern anlässlich des
Geburtstags des Propheten Muhammad
als häretischen Aberglauben
verdammt. Verehren darf man ihn also
nicht, den islamischen Propheten -
der Volksislam tut das natürlich
trotzdem -, denn der Koran spricht
ihm ausdrücklich jede übernatürliche
Fähigkeit ab. Aber wenn man sich
über ihn lustig macht, so ist das
eine tiefe Kränkung. Der Widerspruch
ist für Nichtmuslime schwer
aufzulösen. >>> |
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J'ai été dupé
- Markus Kompa - Wir brauchen 0,006%
mehr Sicherheit für
religionskritische Satiriker - Die
Schüsse von Paris waren noch nicht
verhallt, als das Wetteifern um die
politische Vereinnahmung der
bestialischen Morde einsetzte.
#JeSuisCharlie ist inzwischen auf
Twitter der erfolgreichste Hashtag
aller Zeiten. Die Redaktionen großer
Medienhäuser posierten konform mit
"Je suis Charlie"-Schildern - die
gleichen Redaktionen, die nicht über
die querulanten Klagen der
bellizistischen ZEIT-Edelfedern
gegen Satiriker berichtet hatten,
trotz großem Publikumsinteresse.
Nicht so attraktiv war offenbar auch
der Hashtag #JeSuisAhmed über den
eiskalt ermordeten Polizisten, der
die Leute beschützen musste, die
seine Religion beleidigten. Während
die deutschen Medien demonstrativ
die Islam-kritischen Karrikaturen
von Charlie Hebdo druckten, ist
nicht zu erwarten, dass auch jene
Charlie Hebdo-Bilder auf deutschen
Titelseiten erscheinen, die als
antisemitisch gedeutet werden
könnten. In den angeblich so
meinungsfreien USA wäre ein Blatt
wie Charlie Hebdo wegen der dortigen
Sensibilität gegenüber Hate Speech
sogar sofort gesellschaftlich
geächtet worden. Aber das sind
Feinheiten ... >>> |
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10. 1. 2015
Collage zum vergrößern anklicken
Sie bezeichnen den Anschlag in Paris
als einen Angriff auf die
Pressefreiheit.
WAS IST MIT DER PRESSEFREIHEIT IN
PALÄSTINA
Journalists who have
been killed by the IDF
while working in
Gaza'14:
1. Hamid Abdullah Shehab
– “Media 24″company.
2. Najla Mahmoud Haj –
media activist.
3 K...halid
Hamad – the “Kontnao”
Media Production
company.
4. Ziad Abdul Rahman Abu
Hin – al-Ketab satellite
channel.
5. Ezzat Duheir –
Prisoners Radio.
6. Bahauddin Gharib –
Palestine TV.
7 Ahed Zaqqout – veteran
sports journalist.
8 Ryan Rami –
Palestinian Media
Network.
9 Sameh Al-Arian –
Al-Aqsa TV.
10 Mohammed Daher –
Editor in al-Resala
paper.
11. Abdullah Vhjan –
sports journalist.
12 journalist Khaled
Hamada Mqat- Director of
Saja news website.
13. freelance journalist
Shadi Hamdi Ayyad.
14 photojournalist
Mohammed Nur al-Din
al-Dairi – works in the
Palestinian Network.
15. journalist Ali Abu
Afesh – Doha Center for
Media.
16 Italian journalist
Simone Camille –
photographer in the
Associated Press.
17. Abdullah fadel
Murtaja.
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Media obsesses over ‘free speech’ in
Charlie Hebdo case while ignoring
Israeli targeting of journalists
- Ben Norton - The story of the
January 7 2015 storming of the
offices of Charlie Hebdo, a
satirical French publication with a
history of racist, anti-Muslim
caricatures, has inundated the
Western media. The attack, leaving
at least 12 dead, has been touted as
a “free speech” issue by the first
government in the world to ban
pro-Palestinian demonstrations.
(This framing has distorted the fact
that it was torture at Abu Ghraib
and the US war on Iraq that left
100,000s of civilians dead that
radicalized the impoverished
shooters, sons of émigrés from
Algeria, a country that was a French
colony until the end of a bloody war
of independence in 1962.)
Although the shooting is indeed a
tragedy, it has greatly overshadowed
equally tragic recent attacks on
journalists. In its November 2012
attack on Gaza, “Operation Pillar of
Defense,” the Israeli government
admitted that it was targeting
journalists. This trend was
revisited only months ago in
Israel’s summer 2014 assault,
“Operation Protective Edge,” an
incursion that left 2,310 dead—over
1,500 of whom were civilians,
including at least 500 children—and
10,626 wounded. >>>
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9.
1. 2015
WEIL ES UNS AUCH BERÜHRT
Wunderbare
Leute
- Reaktionen: Mit denen, die am Mittwoch die amtliche Trauer
zelebrierten, hatten die Redakteure des Charlie Hebdo nichts
gemein - Hansgeorg Hermann - Mit denen, die am Mittwoch die
amtliche Trauer zelebrierten, hatten die Redakteure und Zeichner
des Charlie Hebdo rein gar nichts gemein. Regierende und
Opposition, die Politikerkaste des von Eliteschulen und den
Bedürfnissen der herrschenden Bourgeoisie geprägten
repräsentativen Frankreich waren bevorzugtes Ziel dieses
einzigartigen Satiremagazins. Der Altrechte Charles Pasqua
lenkte die Aufmerksamkeit daher noch am Tag des Massakers auf
das, was ihn und seinesgleichen – die Führerin des
rechtsradikalen Front National, Marine Le Pen, etwa oder den
rechtslastigen Expräsidenten Nicolas Sarkozy – nach dem blutigen
Attentat wirklich umtreibt: Wie man es für Stimmungsmache
ausschlachten kann, und wie man erneut beweisen könnte, dass der
Islam das Abendland bedroht. Charb, Cabu, Altmeister Wolinski
und der Sarkozy-Experte Tignous waren für ihre auf der »Place de
la République« trauernden Freunde »wunderbare Leute«. Sie waren
die Besten ihres Fachs und unersetzlich. Doch sie waren nicht
nur das. Sie waren vor allem unerbittliche Chronisten des
politisch-gesellschaftlichen Lebens der 5. Republik, sie
produzierten im Charlie Hebdo das allwöchentliche »Theater für
Staatsfeinde« >>>
Charlie Hebdo: Who is to Blame?
- Dr. Ludwig Watzal - Two Muslim killers wiped out the
whole editorial team of the satirical weekly "Charlie Hebdo" at
noontime in Paris on Wednesday, January 7, 2015. This
cold-blooded murder is an indefensible crime. The killers were
said to claim that they have "avenged the Prophet Mohammad". And
that they have shouted "Allahu Akbar", the usual war cry also of
fake Islamist terrorists. Have they committed their heinous
crime in the name or in defense of Islam? Charlie Hebdo has a
long history of angering Muslims with cartoons, but it
caricatured also all religions. Western politicians designated
the event as an attack on freedom of press and freedom of
speech, or on all of us. French President Francois Hollande
declared that France will not be intimidated and would not give
up its freedom. Was the satirical magazine really a guardian of
freedom of press or just a so-called critical magazine, which
justified the US-led aggressions in the Muslim world in the name
of human rights? Minutes before the attack, the magazine had
tweeted a cartoon about the leader of the Islamic State. >>>
Getötete "Charlie Hebdo"-Karikaturisten: Vier spitze Federn
- Moritz Piehler - Vier der bekanntesten Cartoonisten
Frankreichs kamen bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" ums
Leben: Cabu, Tignous, Charb und Wolinski. Die Künstler
hinterlassen ein Werk, das weit über Mohammed-Karikaturen
hinausgeht. >>>
Presseerklärung IMV - Institut für Medienverantwortung -
www.medienverantwortung.de
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Charlie Hebdo – ein Symbol für Missverständnis und Polarisierung
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Während die Familien der 12 Ermordeten vom 7.01.2015 in Paris
noch kaum begriffen haben dürften, welches Schicksal sie
getroffen hat, ist die Untat medial bereits endgültig in die
vorhandenen Frames einsortiert. Exemplarisch schreibt Die
Berliner Zeitung von heute: „Das Massaker von Paris ist Rache
für satirische Zeichnungen, in denen die Täter eine
Verunglimpfung ihres Propheten sehen.“
Woher wissen die Redakteure das? Aus den Ausrufen, die die
Killer während des Angriffs gemacht haben sollen? Könnte nicht
jeder so etwas rufen? Oder wissen sie es durch den glücklichen
Fund des Personalausweises eines Verdächtigen, den er aller
sonstigen Professionalität zum Trotz in einem der Fluchtautos
verloren haben soll? Er weist einen arabischen Namen auf. Ist
damit bereits alles erklärt?
Und wenn die Mörder tatsächlich fanatische Islamisten gewesen
sind, wieso geht dann fast niemand der kommentierenden Politiker
und Medienvertreter davon aus, dass die Muslime ebenso empört
über die Tat sind, wie alle anderen auch? Merkt man nicht, dass
man sie durch die Interpretationen und Forderungen, die jetzt
ebenso vorschnell in den Raum geworfen werden wie die
Schlussfolgerungen aus der Tat, aus der Gesellschaft
ausgliedert?
Wichtige andere Hinweise und Fragen sucht man bisher in der
Berichterstattung weitestgehend vergeblich: Warum hatte die
Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo trotz mehrfacher
Anschläge keinen Gebäudeschutz mit mehreren Polizisten, sondern
nur Personenschutz für den Chefredakteur? Woher wussten die
Attentäter, dass genau zu dem Zeitpunkt die wöchentliche
Redaktionssitzung stattfand, bei der ausnahmsweise viele
Mitarbeiter da sind? Was bedeutet es, dass diese Tat ganz
offensichtlich lange geplant war?
Wer auch immer die Terroristen waren und welche Motive sie genau
verfolgten, die beobachtbaren Reflexe der Zuweisung von
Unterstellungen und Ängsten haben bereits einen wesentlichen
Effekt erzielt: Spaltung und Polarisierung. Weitere
Radikalisierung und Eskalationen auf allen Seiten sind daher zu
erwarten. Die „Lügenpresse“-Rufer von gestern feiern nun bereits
die Meinungs- und Pressefreiheit als nützlicher Gegenpol zu
Islam und Muslimen.
Europa geriert sich als Hort der Freiheit, als ob aktuell etwa
nicht weltweit die Medienfreiheit verteidigt werden muss. Im
letzten Jahr starben viele Journalisten bei der Arbeit, wie
Reporter ohne Grenzen regelmäßig veröffentlicht. Die einen Toten
sind nicht weniger wert als die anderen.
Umso wichtiger ist es nun, dass unsere Medien als Vierte Gewalt
nicht vorschnell urteilen und weiter Stereotype bedienen,
sondern eine konsequente Rechtsstaatlichkeit einfordern. Sowohl
die Verbrechen von Paris müssen rechtsstaatlich verfolgt werden,
als auch die Verhetzung Muslimen gegenüber. Nur bei konsequentem
Eintreten gegen den Missbrauch der Meinungsfreiheit, die üble
Nachrede und Volksverhetzung aus historischen Gründen nicht mit
einschließt, ist eine weitere Polarisierung und Radikalisierung
auf allen Seiten zu verhindern. Wer hier relativiert, arbeitet
den falschen Kräften zu.
Charlie Hebdo als linke Satirezeitschrift hat zwar immer
provoziert, aber konsequent gegen alle und jeden polemisiert –
das ist in jedem Fall zu verteidigen. Darum ist sie mit der
einseitig ausgerichteten Jyllands Posten auch nicht im gleichen
Kontext zu sehen. Dass nun alle möglichen Zeitungen
religionskritische Karikaturen nachdrucken, mag als Akt der
Verzweiflung in diesem schweren Moment durchgehen. Dass man
dadurch geopolitische und weitere möglicherweise relevantere
Aspekte weltweit ausblendet, sollte langfristig korrigiert
werden. Dazu bedarf es besonnener Analysen, die jenseits von
Apologismen wieder Raum und Recht gewinnen müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sabine Schiffer
Institutsleitung
Gegen jeden Terror - In dem Maße, wie wir die Opfer in Paris
beklagen, dürfen wir nicht verkennen, in welch erschreckendem
Umfang wir zu Massenmorden rund um den Globus beitragen
- Willy Wimmer - Die Französische Republik muss um ihrer selbst
willen das fürchterliche Kapitalverbrechen in Paris so schnell
es geht aufklären und ahnden. Es muss für alle Nachbarn und
jeden Partner der Französischen Republik klar sein, Paris dabei
jede Hilfe zuteil werden zu lassen, die diesen Zielen dient.
Dabei sollte jeder Versuch unternommen werden, die gegenwärtige
Spaltung Europas nicht auf dem Rücken der Opfer von Paris
auszutragen und die notwendige Zusammenarbeit sowohl mit der
Russischen Föderation als auch der Ukraine zu suchen und sie in
die internationale Kooperation gleichberechtigt einzubinden. Die
engsten Partner der Französischen Republik sind die Staaten der
Europäischen Union. Neben Paris wird es von ihnen abhängen, wie
eine öffentliche Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse
erfolgen kann >>> |
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